Ludmilla Harnisch kommt drei Mal in der Woche und stellt sich in die Schlange. Sie sagt, sie sei 75 Jahre alt. Sagte sie, sie wäre 20 oder mehr Jahre jünger, glaubte man es ihr auch. Sie kommt aus der Ukraine und lebt sei 30 Jahren in Deutschland. Sie hat zwei Söhne in anspruchsvollen Berufen. „Sie beziehen keine Hilfe vom Staat“, setzt die Mutter sogleich hinzu. Bei ihr ist es anders. Sie hat 20 Jahre mit zwei Minijobs in der ambulanten Pflege gearbeitet. Ihre Rente, sagt sie, belaufe sich auf 135 Euro. 500 Euro Grundsicherung kommen hinzu. Doch, sagt sie, sie sei sehr, sehr zufrieden: „Mit wenig Geld kannst du glücklich leben. Du musst nur selber positiv denken wollen.“ Das Meckern vieler Menschen kann sie nicht nachvollziehen: „In der Ukraine schießen Ukrainer auf Ukrainer. Das hier aber ist ein fantastisches Land. Wenn ich zurückkehre nach Deutschland von einer Reise, möchte ich vor Glück den Asphalt küssen. Und wenn du willst, kriegst du überall Arbeit. Und Stefan, der Pfarrer, ist der beste. Sehr nett und einfach fantastisch.“
Portrait: Claus Müller von der Grün – Foto: Karola Müller von der Grün