Hier finden sich alle thematischen Beiträge und Veranstaltungshinweise zu thematischen Veranstaltungen. Auch Beiträge zum jeweiligen Halbjahresthema tauchen hier auf, außerdem unter dem entsprechenden Schlagwort.
Die Künstlerin Annika Klober, die an der Kunsthochschule Kassel studiert, beschäftigt sich in Ihrer Examensausstellung mit der Schließung der Kirche, in der sie ihre religiöse Sozialisation erfahren hat. Sie hat in ihrer Heimatkirche „Impressionen“ gesammelt, Abdrücke von Oberflächen und sakralen Kunstwerken. Auf diese Weise setzt sie sich damit auseinander, welche Eindrücke dieser Raum bei ihr hinterlassen hat. Sie nimmt diese Eindrücke mit in die Neue Brüderkirche, einen ganz anderen Raum mit einer anderen Gottesdiensterfahrung, und stellt ihre bisherigen Erfahrungen daneben. Der Ausstellungs-Kirchenraum ist dabei bewusst nicht White Cube, sondern Kontrapunkt. Erfahrungen überlagern sich, kirchliche Vielfalt wird sichtbar und erlebbar. Die Ausstellung lädt ein zur Auseinandersetzung mit biografischen und kirchlichen Übergängen. „Was bleibt?“ ist die Frage im Untertitel. Was bleibt von unserer Sozialisation? Wie verwandelt der Heilige Geist? Wie bleiben persönlich erlebte Atmosphären präsent beim Betreten anderer Räume?
Außerdem: Pfingstgottesdienst am 28.5.23 um 11.15 mit der Künstlerin Annika Klober im Vorfeld der Ausstellung, zu „Heiliger Geist und Atmosphäre“ und den oben genannten Fragestellungen.
Astrid Hülsmann ist Bildhauerin. In zwei ihrer letzten Projekte arbeitet sie nicht wie sonst mit schwerem Marmor, sondern mit Abformungen.
In „natures navels“ geht sie der Frage nach, wie Früchte entstehen. Sie fragt nach ihren Ursprüngen. Von allen diesen Früchten, die man bei uns kaufen kann, hat sie die Bedingungen ihrer Entstehung recherchiert, den Pestizideinsatz, die Arbeitsbedingungen. In den Abgüssen aber ist dieses Wunder sichtbar – oder auch verborgen: Der Nabel der Früchte, über den sie entstehen, über die sie mit all der Energie versorgt werden, die in ihnen steckt.
In „belly buttons“ formt sie die Bauchnabel von 100 Menschen aus 100 Ländern ab – ihre aktuelle Arbeit. 45 Menschen aus 45 Ländern hat sie schon gefunden. Auch hier geht es um den Ursprung – unseren Ursprung, um dieses Wunder unserer Entstehung.
Das Thema war sehr spannend, und es gibt hier Texte von ganz vielen Autor*innen! Herzlichen Dank an alle!
Wir wollen zu einigen Stichworten daran noch etwas weiter schreiben, und wir hoffen, dass es später eine Art zweite Auflage gibt mit noch mehr zum Thema Räume!
Hier die im Gemeindebrief erschienene gekürzte Version:
Steve, es gibt in der postkolonialen Debatte eine Theorie vom dritten Raum, von Homi K. Bhabha entwickelt. Der erste Raum ist der eigene Raum, der zweite Raum ist der andere Raum bzw. der Raum der anderen, der dritte Raum ist der Begegnungsraum. Euch war sehr wichtig, dass ihr nicht als Gastgemeinde in die Neue Brüderkirche kommt, sondern als Kooperationsgemeinde. Und mit dieser Theorie könnte man dann sagen: nicht in den zweiten Raum zu wechseln und sich da bewegen zu müssen, sondern in den dritten Raum. Kann man das so sagen?
Ja, weil wir den dritten Raum als einen Raum definieren, in dem es ownership identity gibt, d.h. eine Form von gemeinsamem Eigentümer sein. Wir geben beide Macht ab und definieren den Ort neu, indem Beziehungen entstehen, und an die Stelle unserer Macht tritt die Macht Gottes. Die konfessionelle Unterschiedlichkeit ist dann kein Problem mehr im Haus Gottes.
Was macht den dritten Raum sonst noch aus, und: Wie kann Begegnung gelingen?
Ich sehe es so: Es ist ein Ort des Experiments. Jeder kann sich frei bewegen, jeder kann sich auch entfalten, ohne Angst zu haben, ohne Überlegenheit zu spüren, das heißt man ist ganz frei darin. Der dritte Ort ist ein Safe Space.
Das ist interessant, denn viel definieren ihren Safe Space nicht unbedingt als den dritten Raum, sondern als den eigenen Raum!
Ja, aber für mich ist es der dritte Raum, weil ich immer vom beiden Kontexten her reflektiere, und weil ich auch immer ziemlich beschäftigt bin mit der second generation, hab ich den dritten Ort als Safe Space gesehen. Das gilt insbesondere für die second generation, für die third culture kids, die Kinder aus interkulturell gemischten Familien. Ein dritter Ort, wo kein Deutscher sie unterdrückt und ihnen sagt: „Du bist in unserem Land, du gehörst nicht zu uns“, sondern ein Ort, wo wir gemeinsam gestalten. Dieser dritte Ort ist der einzige Ort, wo sie sich wiederfinden, wo sie angenommen sind als Mensch. Oft sind sie ja in gewisser Weise Opfer dieser komplexen Gesellschaft, sie werden nicht verstanden und in der Schule unter ihren Möglichkeiten gehalten, sie fühlen sich irgendwie verloren. Aber durch den dritten Ort bricht eine Hoffnung herein, wieder in die Gesellschaft zurückzukommen, das ist sehr wichtig. Sie erleben, dass sie gebraucht werden, Licht der Welt sein können, und sie können ihre Kreativität ausleben.
Wollen denn die Leute Begegnung? welche Erfahrungen machst du mit unseren beiden Gemeinden?
Wir sind unterwegs, wir lernen Distanz zu definieren und Identität, einzelne Identitäten und auch gemeinsame Identität. Die muss entwickelt werden, aber wir lieben diesen Prozess, und da sind wir bewusst reingegangen.
Kommen wir noch mal auf die Gestaltungsdetails zurück. Auch die sind ja wichtig für die Atmosphäre*.
Als wir unser erstes Gespräch über eine mögliche Kooperation geführt haben, haben wir über einige Sachen gesprochen, und da hast du gesagt: „Steve, ist kein Problem!“ Ja, der Raum soll Wiedererkennbares bieten für beide Seiten. Damit sind wir noch nicht fertig, aber jetzt ist zum Beispiel der Kasten von unserer Leinwand grau lackiert, sieht gut aus! Wir sind gemeinsam auf diesem Weg. Es sieht schon richtig cool aus, auch das Licht hintendran.
Wir hatten vier Lichter, ihr hattet zwei etwas stärkere Lichter, und zusammengestellt sieht es richtig gut aus!
That’s why we say: We are loving it! Wir lieben es!
Die Fragen stellte Stefan Nadolny.
Mehr zu den Gedanken von Homi K. Bhabha finden sich zum Beispiel auf Wikipedia. Auch andere haben in der Soziologie vom dritten Raum gesprochen, allerdings damit nicht das selbe gemeint, z.B. Lefebvre.
Neben den im Gemeindebrief veröffentlichten Artikeln ist uns noch viel mehr eingefallen zum Thema Räume. Diese und noch mehr Gedanken werden einfließen in eine spätere digitale, erweiterte Fassung des hoffnungszeichen+.Unten folgen nach und nach Texte zu Stichworten aus dieser Sammlung
Das kreative Feld (Burow), Forschung an der Uni Kassel über Armut und Sozialräume, das Stichwort Atmosphäre und Heiliger Geist als räumliches Gefühl, Gemeinwesenarbeit, Gemeinwesendiakonie und sozialraumbezogene Sozialarbeit, Utopie und Heterotopie (Foucault), Gott als Maqom (Andreas Lipsch), Wärmeräume für den Winter—ein experimentelles Kunstprojekt von raamwerk und Kunststudierenden und ein Aufwärmraum für die Neue Brüderkirche, Zwischenräume im Werk von Rana Matloub, der Möglichkeitsraum im Systemischen Coaching, Texträume in Bibliodrama und Bibliolog, Raumempfinden in verschiedenen christlichen Konfessionen, die Stiftshütte in der Exodus-Erzählung: Gott und Raum, Resonanz-Räume (Hartmut Rosa), Waldbaden und die Altstädter Hütte, Begegnungszelt und Teppichprojekt
Eine Kirche ist ein besonderer Raum und wird in manchen Traditionen als „heiliger Raum“ angesehen. Oft drückt sich das auch in der Architektur aus, z.B. durch die aufstrebenden Konstruktionen der Gotik, oder durch dicke Mauern, die Abgrenzung zum Außen signalisieren. Auch in der Neuen Brüderkirche: Da gibt es keine großen Fenster, sondern nur den Streifen Glasbausteine oben—eine Abgrenzung zur Außenwelt.
Traditionellerweise bedeutet diese Heiligkeit, dass alles Weltliche draußen bleibt. So ist es zum Beispiel in der orthodoxen Tradition unserer eritreischen Gäste unüblich, dass in Kirchen gegessen wird (außer dem Brot, das extra für diesen zweck gebacken wird). Und dieser Tradition folgend wurden auch bei uns neben den Kirchen auch Gemeindehäuser gebaut.
In unseren Kirchen besteht diese Trennung inzwischen nicht mehr, was in der protestantischen Haltung begründet ist und auch damit zusammenhängen mag, dass wir keine Gemeindehäuser mehr haben. An der Neuen Brüderkirche ist schon vor mehr als 10 Jahren aus dem Gemeindehaus das Stadtteilzentrum geworden, und in das Gemeindehaus an der Erlöserkirche ist die Kita Fasanenhof eingezogen. Beides begrüßen wird, und es führt auch zu einer anderen Wahrnehmung und Nutzung der Kirchen: In der Neuen Brüderkirche findet das Sortieren für die Lebensmittelverteilung statt. Die Erlöserkirche wird auch von der Kita genutzt, z.B. für die beliebten Bobbycarrennen.
Wir freuen uns, dass sich auch unsere Kooperationsgemeinde DICG, die die eritreische orthodoxe Gastgemeinde und die anderen Mitarbeitenden auf diese Mehrfachnutzung einlassen. Diese erfordert gleichzeitig eine besondere Sensibilität für die Besonderheit des Raumes. Die „weltlichen“ Nutzungen nehmen wahr, dass es trotz der vielfältigeren Nutzungen ein Raum für das Heilige bleibt. Wir achten den Altarbereich, wir gehen respektvoll miteinander um. Gerade durch die diakonische Arbeit wird es besonders.
Auch seitens der Landeskirche gibt es inzwischen ein großes Interesse an diesen Mehrfachnutzungen, so hat auch die Bischöfin in ihrem Bericht auf der Synode darüber gesprochen. Es geht um einen Wandel des Bewusstseins „vom Place zum Space“. SN
Herzliche Einladung zu einer Reihe von Glaubensgesprächen, und zwar an drei Montagen (6.3., 13.3., 3.4.) und einem Dienstag (4.4.) jeweils um 18 Uhr im Kursraum 1 im Stadtteilzentrum Wesertor. Weitere Info bei Pfarrer Stefan Nadolny, s. Kontakte.
Wir haben ein besonderes künstlerisches Projekt vor—mit Ihnen und Euch! Wir wollen die beiden großen Leuchttische in der Neuen Brüderkirche zu einem Kreuz zusammenlegen und darauf während der Passionszeit Bilder von Leid und Hoffnung zusammenstellen.
Künstler*innen aus vier Kontinenten werden mit Gruppen und einzelnen zusammenarbeiten, mit verschiedenen Techniken. Möchten Sie bzw. möchtest Du mitmachen? Mehr und aktualisierte Infos bekommt man bei Stefan Nadolny unter 0157-38704495 oder stefan.nadolny@ekkw.de, oder bei Sol Blanco.
Das Projekt wird gefördert durch den Verlag und Verein „Andere Zeiten“ e.V..
In der Neuen Brüderkirche steht seit ca. 12 Jahren ein großer leuchtender Tisch in zwei Teilen, einer davon ist ca. 10 Meter lang, der andere ca. 4. Die Tische stammen aus einem Projekt des Kasseler Kunstvereins zur documenta 12, und wird intensiv genutzt für Vespergottesdienste, bei denen im gemütlichen Teil des Abends eine in jeder Hinsicht sehr gemischte Gemeinschaft zusammensitzt, ein Abendessen genießt und redet. Das Leuchten (im Inneren des von einem Architekten konstruierten Tisches befinden sich Leuchtstoffröhren) verleiht dem Essen immer eine besondere Atmosphäre (bzw. trägt dazu bei): „Essen im Licht“.
Diese zwei Tischteile wollen wir gegen Ende der Passionszeit zu einem Kreuz zusammenlegen, in der Mitte der Kirche, zum Altarbereich hin. Dieses leuchtende Kreuz wollen wir künstlerisch gestalten: Wir wollen viele Menschen einladen, Leiderfahrungen oder Leid, das ihnen Sorgen macht, auf diesem Kreuz darzustellen. Und dazwischen auch was ihnen Hoffnung macht. Leid und Leuchten.
Für die künstlerische Gestaltung wollen wir Künstler*innen einladen, die jeweils mit einer Gruppe von Menschen arbeiten. Auch Konfis, Kinder in den Kitas und in der Schule können Bilder beitragen, aber auch alle Erwachsenen vor Ort sind eingeladen. Die Arbeitsweisen können vielfältig sein und bleiben den Künstler*innen überlassen, wichtig ist nur, dass die Bilder in irgendeiner Weise lichtdurchlässig sind oder auf andere Weise mit dem Licht oder nicht Licht interagieren: Transparentpapier, Zeichnungen auf Papier, das durch Einölen transparent wird, Folien, eingeölte Collagen, farbiges Glas, Scherenschnitte, Seidenmalerei – vieles ist möglich. Die Künstler*innen sollen gemeinsam überlegen, wie eine Gesamtgestaltung aussehen kann.
An unserem Ort sind viele Leiderfahrungen präsent. Die Geflüchteten bringen ihre Geschichten mit und hören von ihren Verwandten. Viele ehrenamtlich Engagierte sind krank oder haben wegen ihrer Leiderfahrungen Probleme, die ihnen eine andere Arbeit unmöglich machen. Diese Leiderfahrungen sollen einen gemeinsamen Ort finden. Ob ein besonderes Gefühl von Solidarität im Leiden entstehen wird? Und was sich daraus ergeben wird? Das bleibt abzuwarten.
Wir haben einen Antrag gestellt, und das Projekt wird erfreulicherweise gefördert durch den Verein Andere Zeiten e.V.. Wir können so einigen Künstler*innen etwas Geld geben – nicht ein echtes Honorar, nur eine kleine Aufwandsentschädigung. Diese Künstler*innen werden dann mit allen anderen Interessierten zusammen an der künstlerischen Gestaltung arbeiten.
Bei Interesse bitte melden bei Pfarrer Stefan Nadolny, Tel. 0157-38704495, oder bei Sol Blanco, die das Projekt koordiniert.
Zeiten nach Vereinbarung, oder jeden Freitag von 15-19 Uhr im ook_Café im Stadtteilzentrum Wesertor, Weserstraße 26.
Letzte Woche hatten wir Besuch von hr4, und freuen uns über das Interview. Es geht um die Mehrfachnutzung unseres Kirchenraumes. Das ist bei der Landeskirche gerade ein wichtiges Thema, die Bischöfin hatte ihren Bericht auf der Landessynode zur Nutzung von Räumen gehalten. Außerdem ist es für uns ein wichtiges Thema spätestens seit der documenta-Zeit. Reinaart Vanhoe spricht und schreibt vom „also-space“, Auch-Raum, also Räumen, die mehrfach genutzt werden, wo ganz unterschiedliche Leute hinkommen. Das passt auch zu unseren Gebäuden, und wir tun es bewusst.
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