Archiv der Kategorie: Interkulturell

Die Gemeinde ist offen für Menschen jeder Herkunft. Wir haben ein Haus zum Ankommen zur Verfügung gestellt. Wir organisieren Sprachkurse und  Unterstützung  und sind sehr dankbar für die Ehrenamtlichen, die das ermöglichen. Beim Treffpunkt International jeden Mittwoch um 17.30 Uhr im Bistro des Stadtteilzentrums kommen Menschen zusammen – Flüchtlinge, Migranten, Einheimische Menschen  ohne und mit dem ein oder anderen  Migrationshintergrund, die Freude an Vielfalt haben und die Gemeinschaft suchen. Bei der Offenen Bühne Weltmusik ist Musik die Sprache, die Menschen jeder Herkunft verbindet. Bei vielen weiteren Angeboten sind wir zusammen aktiv und lernen einander besser kennen. Herzlich willkommen!

Veranstaltung über Kolumbien Dienstag, 17.10.2023, 18 Uhr

KOLUMBIEN: 6.402 außergerichtliche Hinrichtungen, wer gab den Befehl?
Gesprächsrunde mit Jacqueline Castillo und Rubiela Giraldo, Vertreterinnen des Kollektivs “Madres de los Falsos Positivos – MAFAPO” über den Kampf für Wahrheit und Gerechtigkeit in Fällen von Staatsverbrechen in Kolumbien.

Zwischen 2002 und 2008 wurden in Kolumbien mehr als 6.402 Jugendliche von der kolumbianischen Armee verschleppt, ermordet, in Massengräbern und Krematorien geworfen. Sie wurden verkleidet und als im Kampf getötete Guerillakämpfer*innen ausgegeben. Im Rahmen der Politik der „demokratischen Sicherheit“, vergab die Regierung von Álvaro Uribe Vélez „Erfolgsprämien“ an Soldaten und Paramilitärs, um den Kampf und Sieg gegen die Guerrilla als positiv und erfolgreich zu zeigen. Die Quoten, die erzielt werden mussten um positivie Ergebnisse vorzeigen zu können, führten zur systematischen Ermordung und Vernichtung von mindesten 6.402 Zivilisten. Die Opfer dieses Menschenrechtsverbrechens sind fälschlicherweise als „Falsos Positivos“ bekannt.

Wann und Wo
17.10. Kassel – Vortrag, Diskussion und anschließend Olla Comunitaria (KüFa)
Ab 18 Uhr
Neue Brüderkirche am Stadtteilzentrum Wesertor
Weserstraße 26, 34125 Kassel

Himmelfahrt auf dem Himmelsfels – 18.5.23

Der Himmelsfest ist ein sehr besonderer Ort: Eine interkulturelle Jugendbegegnungsstätte, ein Ort für Kultur und Musik, ein Lernort für Interkulturelles, ein Ort für spirituelles Leben.

Dort findet jedes Jahr an Himmelfahrt (das ist ein Donnerstag, der Feiertag ist, sodass die meisten nicht arbeiten müssen, Schule und Sprachkurse finden nicht statt) ein großes internationales Fest statt, mit Gottesdienst und Konzert, Workshops, Essen und guten Gesprächen. Und Spangenberg ist sowieso die kleine Reise wert.

Dieses Jahr haben wir einen Bus organisiert, um mit vielen Leuten gemeinsam dorthin fahren zu können. Er startet am 18.5.23 um 10.30 Uhr an der Neuen Brüderkirche und kostet dank Zuschüssen vom Stadtkirchenkreis nur 5 Euro. Wer auch diese 5 Euro nicht hat, kann nach Ermäßigung fragen.

Also: Herzliche Einladung zu einem schönen Ausflug!

Kunstgottesdienst mit Astrid Hülsmann

Astrid Hülsmann ist Bildhauerin. In zwei ihrer letzten Projekte arbeitet sie nicht wie sonst mit schwerem Marmor, sondern mit Abformungen.

In „natures navels“ geht sie der Frage nach, wie Früchte entstehen. Sie fragt nach ihren Ursprüngen. Von allen diesen Früchten, die man bei uns kaufen kann, hat sie die Bedingungen ihrer Entstehung recherchiert, den Pestizideinsatz, die Arbeitsbedingungen. In den Abgüssen aber ist dieses Wunder sichtbar – oder auch verborgen: Der Nabel der Früchte, über den sie entstehen, über die sie mit all der Energie versorgt werden, die in ihnen steckt.

In „belly buttons“ formt sie die Bauchnabel von 100 Menschen aus 100 Ländern ab – ihre aktuelle Arbeit. 45 Menschen aus 45 Ländern hat sie schon gefunden. Auch hier geht es um den Ursprung – unseren Ursprung, um dieses Wunder unserer Entstehung.

Im Gespräch werden wir uns ihren Arbeiten nähern.

Meine „Gessa“ – und Veranstaltungen zu Äthiopien

Zemenu Tenagne leistet einen Bundesfreiwilligendienst in unserer Gemeinde. Er ist Journalist aus Äthiopien und hat dort für wichtige Medien geschrieben.

Vor ungefähr einem Jahr haben wir begonnen, den großen Teppich zu knüpfen, aus Stoffresten. Ich habe damals auch ein besonderes Teil geknüpft, eine „Gessa“, und zwar in der selben Technik, nur mit anderem Material.

Eine „Gessa“ (amharisches Wort) ist ein Tuch, das vor allem im Norden Äthiopiens verwendet wird. Die Menschen, vor allem die Hirten, benutzen sie in der Regenzeit, wenn sie sich um ihre Tiere kümmern, und auch die Bauern, wenn sie ihre Arbeit auf dem Feld verrichten. Man sagt:

Meine Gessa ist mein Haus, meine Hütte, mein Schutz

Wo ich mich vor dem Regen in der Winterzeit schütze.

Die Menschen sammeln Gras vor der Regenzeit und legen es zum Trocknen nach draußen. Wenn die Gessa geknüpft ist, schenkt es eine Person, meist der Vater, sie der ganzen Familie. Wenn der Vogelgesang verstummt und der Himmel voller Wolken und Regen ist, kommt die Gessa von ihrer Aufhängung herunter und beginnt ihren Dienst.

Die Äthiopier haben großen Respekt vor ihrer Gessa. In der Tat, wenn den Menschen oder Dingen, die in der Zeit der Schwierigkeiten helfen, kein Respekt entgegengebracht wird, wem könnte dann ein herzlicher Dank, Respekt und Ehre entgegengebracht werden? In der Bibel heißt es in 1. Thessalonicher 5:18: „Dankt in allen Umständen…“

Ich kam in diese Gemeinde in einer solchen Zeit der Not. Ich musste mein Heimatland verlassen, weil es dort für mich sehr gefährlich geworden war aufgrund meiner journalistischen Tätigkeit. Aber auch mein weiterer Weg in Europa war sehr schwer. Für mich war es besonders wichtig, nach meiner Flucht aus Äthiopien hier in dieser Gemeinde einen Schutz-Ort zu finden. Diese Gemeinde war und ist meine Gessa. Gleichzeitig bin ich froh, in meinem Bundesfreiwilligendienst zusammen mit anderen  weiter an unserer Gessa zu knüpfen, an diesem Schutzraum in Notsituationen.  Ich versuche dankbar zu sein—und mein Bestes zu geben für diese Gemeinschaft.                 Zemenu Tenagne Zeleke