An der Neuen Brüderkirche steht schon länger ein Wegweiser, an der Erlöserkirche ist jetzt ebenfalls einer aufgestellt worden: Wegweiser der „Seebrücke“ weisen auf die gefährlichen Fluchtrouten hin. Der Kirchenvorstand hat der Aufstellung der Wegweiser zugestimmt, und Pfarrerin i.R. Ulrike Bundschuh, die sich auch bei Seebrücke engagiert, erläutert, worum es dabei geht.
Wir haben Platz!
Seit Jahren sind die Bilder und Nachrichten vom Ertrinken vor den Küsten Europas allgegenwärtig und erwecken den Anschein, als sei das Sterben dort ebenso unvermeidbar, wie die katastrophale Unterbringung von geflüchteten Menschen. Wir alle haben uns ein Stück weit an diese Bilder gewöhnt und für viele scheint es, als sei die europäische Asylpolitik alternativlos, doch nichts davon ist alternativlos. Wir von der Seebrücke sind uns ganz sicher: Eine Welt, in der kein Mensch auf dem Weg in eine sichere Zukunft sein Leben verlieren muss, ist möglich. Eine Welt, in der nicht Zufälle wie der Geburtsort oder der Pass darüber entscheiden, wo ein Mensch leben darf, ist möglich. Ein Europa, dass die Rechte aller Menschen – auch jener, die fliehen mussten – schützt und nicht „die Grenze”, ist möglich.
Die Aktion Seebrücke – Sichere Häfen gibt es seit 2018. Derzeit bestehen mehr als 180 lokale Seebrücke – Gruppen, die auf die unhaltbaren Zustände an Europas Außengrenzen aufmerksam machen. In Kassel machen wir uns stark für eine solidarische Haltung gegenüber Menschen, die sich auf der Flucht befinden. Die Politik der Abschottung führt zu massiven Menschenrechtsverletzungen. Das Grundrecht auf Asyl wird weiter ausgehöhlt.
Als eine Aktion haben die verschiedenen Seebrücke – Gruppen in ganz Deutschland Wegweiser aufgestellt, die auf Orte der europäischen Abschottung verweisen. Damit sollen die damit verbundenen Menschenrechtsverletzungen im Alltag sichtbar gemacht werden.
In Kassel haben wir seit dem Frühjahr 2023 an verschiedenen Orten Wegweiser aufgestellt: am Stadtteilzentrum Wesertor, an der Erlöserkirche Fasanenhof, am Studierendenhaus auf dem Universitätscampus Holländischer Platz und bei der Gaststätte „Bei Ali“ in der Gottschalkstraße. Weitere Orte sind geplant.
Die orangefarbenen Wegweiser sollen uns in unserem Alltag daran erinnern, auf welchen gefährlichen Wegen sich Geflüchtete auf der ganzen Welt befinden. Sowohl weit entfernte Ziele wie z.B. das Hotspotlager auf Lesbos als auch nahe Ziele wie das hessische Abschiebegefängnis in Darmstadt sollen zeigen, dass die gemeinsame Politik der EU nur das eine Ziel hat, sich abzuschotten.
Als zivilgesellschaftliche Bewegung haben wir eine Vision von einer Welt ohne Lager und ohne Abschiebungen. Wir setzen auf ein Europa der Solidarität, in dem die Menschenrechte gelten und das Recht auf Asyl.