Archiv der Kategorie: Themen

Hier finden sich alle thematischen Beiträge und Veranstaltungshinweise zu thematischen Veranstaltungen. Auch Beiträge zum jeweiligen Halbjahresthema tauchen hier auf, außerdem unter dem entsprechenden Schlagwort.

Interaktiver Online-Wohnzimmer-Gottesdienst auf Teams

Am 24.1.2021 um 10 Uhr auf Teams

Auf dem Laptop einfach

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klicken – die Seite öffnet sich im Browser – oder noch besser Teams auf dem Rechner installieren, dann geht noch mehr. Auf dem Handy ist es erforderlich, die kostenlose App „Teams“ zu installieren.

Wir hoffen, dass wir schön zusammen feiern können – manches bleibt aber erfahrungsgemäß etwas experimentell, insbesondere das Interaktive … aber es ist einen Versuch wert.

Um sichtbar zu sein und um etwas zu sagen, ist es erforderlich, selbst Kamera und Mikrofon zu aktivieren (einfach auf die Symbole klicken).

Gott kommt uns nah!

Nähe und Distanz zu Corona-Zeiten

An Weihnachten ist Gott uns nahe gekommen! Nicht mehr weit entfernt im Himmel, auf einem hohen Thron, sondern ganz nah auf der Erde — als  ein Kind in einer Futterkrippe. Was für eine Veränderung! Und auch dieses Jahr versuchen wir wieder, dieses Wunder zu begreifen, und was es für unser Leben bedeutet.

Auch und gerade in diesem Jahr, in dem Nähe und Distanz so eine große Rolle spielen. Seit dem Frühjahr müssen wir Distanz halten, und jetzt umso mehr, und es sieht nicht so aus, als würde sich das bis Weihnachten ändern. Und so können wir Weihnachten dieses Jahr nicht in der sonst üblichen Weise feiern. Zu Hause sind weniger Familienbesuche möglich. Und in der Kirche ist die Platzzahl sehr begrenzt. Überall können wir die Nähe, die wir besonders an Weihnachten brauchen und suchen, nicht so richtig spüren!

Mit Gott ist es aber so: Gott macht uns eigentlich unabhängig von allen äußeren Umständen. Die Nähe Gottes kann man auch alleine spüren. Wenn wir uns nur nicht einreden lassen, wir wären gottverlassen, wenn die äußeren Umstände nicht stimmen. Niemand ist allein, wenn wir nur Gottes Nähe spüren.

Gleichzeitig ist das leichter gesagt als getan. Und ist es in diesen Zeiten ein lohnendes Unterfangen, dass wir uns von Gott inspirieren lassen. Gott wurde Mensch, und so können wir auch Menschlichkeit zeigen. Die Nähe Gottes, der die Liebe ist, spüren wir am besten durch seine Engel, seine Boten — und das können auch wir sein! Und es ist doch schön, dass den Engeln Gottes heutzutage auch zum Beispiel Telefone zur Verfügung stehen.

Und so ist unsere Hoffnung, dass die Nähe Gottes spürbar bleibt in diesen Zeiten, auch wenn wir Distanz halten müssen.

Eine gesegnete Zeit wünscht

Ihr Pfarrer Stefan Nadolny

PS: Das neue „Hoffnungszeichen“ ist da, wurde schon oder wird noch verteilt und liegt in den Kirchen aus.

Online-Predigt zum Sonntag Exaudi 2020

Liebe Gemeinde,

die Corona-Krise macht uns zu schaffen, aber genaugenommen ist Corona nicht unser größtes Problem. Sondern durch Corona wird nur deutlich, welche großen Probleme unsere Welt sowieso hat: Klimawandel, Ungerechtigkeit, Kriege. Mangelnde Solidarität mit denen, die weniger haben und mit den späteren Generationen. Fehlender Weitblick in jeder Hinsicht.

Das wissen wir alle, aber dennoch fällt es den Menschen unglaublich schwer, ihr Verhalten zu ändern.

Dieses Problem ist aber nicht neu. Schon der Prophet Jeremia war darüber verzweifelt – und er hört Gott das hier sagen und gibt es weiter an das Volk Israel (Kapitel 31):

„31 Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen,

32 nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren Vätern schloss, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland zu führen, mein Bund, den sie gebrochen haben, ob ich gleich ihr Herr war, spricht der Herr;

33 sondern das soll der Bund sein, den ich mit dem Hause Israel schließen will nach dieser Zeit, spricht der Herr: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein.

34 Und es wird keiner den andern noch ein Bruder den andern lehren und sagen: »Erkenne den Herrn«, denn sie sollen mich alle erkennen, beide, Klein und Groß, spricht der Herr; denn ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nimmermehr gedenken.“

Ach, wäre das gut! Eine neue Verbundenheit mit Gott! Wenn jeder die guten Weisungen Gottes zu Frieden und Solidarität im Herzen hätte! Wenn es gar nicht nötig wäre, dass einer den anderen zurechtweisen muss, denn das führt doch nur zu Streit. Und wenn alle Sünde vergeben wäre!

Hm, hoppla, ein neuer Bund? Haben wir den nicht schon? Das Neue Testament, das bedeutet doch genau das: ein neuer Vertrag, ein neuer Bund. Gott hat in Jesus Christus mit den Menschen, die an ihn glauben, einen neuen Bund geschlossen, der auf Vergebung beruht und auf Einsicht, in dem es nicht um Zurechtweisung und Gesetze geht, sondern um das Miteinander von Klein und Groß im Wissen um die große Liebe Gottes.

Eigentlich ja. Nur leider ist das Problem nicht so nachhaltig gelöst, wie sich der Prophet Jeremia das als Ergebnis dieses neuen Bundes vorgestellt und gewünscht hat. Die Menschen ändern ihr Verhalten nicht so leicht. Bei einem Vespergottesdienst haben wir mal darüber nachgedacht. Da kam zum Beispiel die verhaltenssoziologische Erkenntnis zur Sprache, dass viele Menschen für Umweltschutz sind, aber nicht dementsprechend handeln.

Der neue Bund ist da, aber das Ergebnis steht noch aus. Und so löst dieser Text bei mir eigentlich vor allem die Frage aus: Wieso hat es nicht geklappt??? Er erinnert mich an meine Verzweiflung über das Christentum und auch die Kirchen selbst, und über die christlichen Gesellschaften. Ich liebe unsere Religion, ich liebe Jesus und was er getan hat, aber ich verzweifle über die Ergebnisse im Großen und Ganzen. Ja, da sind viele Hilfswerke, aber die anstehende Zerstörung der Welt ist durch das Gesellschafts- und Wirtschaftsmodell erst möglich geworden, das in den christlichen Gesellschaften entstanden ist und in einem vom Protestantismus geprägten Land (den USA) ihre Blüte gefunden hat.

Sind wir zu der Freiheit fähig, zu der wir berufen sind und an die der Prophet geglaubt hat? Ein Freiheit in Bindung an die Weisung Gottes in unseren Herzen? Diese dringliche Frage wird durch die Geschichte beantwortet werden, aber sie ist auch eine Frage an jeden Einzelnen und jede Einzelne von uns. Bist du in der Lage, selbst zu tun, was richtig ist, oder brauchst du die Gesetze und vielleicht auch die Polizei und das Ordnungsamt, um dich dazu zu bringen?

Auch in der Corona-Zeit stellt sich diese Frage: Wie viele Verordnungen und Einschränkungen unserer Freiheitsrechte brauchen wir, damit es bei uns nicht zu einem solchen Massensterben kommt wie es in anderen Ländern der Fall ist? Je besser sich die Menschen an die Einschränkungen halten, desto weniger harte Ordnungsmaßnahmen sind nötig, um sie durchzusetzen. Und an jeden einzelnen stellt sich die Frage: Was tue ich aus Einsicht, und was nur weil es ein Gesetz ist? Und welche Aktionen der Solidarität starten Menschen – während andere Solidarität ausnutzen und z.B. regelwidrig Gelder abgreifen.

Als Einzelne wollen wir uns immer mehr in diesen neuen Bund mit Gott hineinbegeben, der für uns im Christusgeschehen möglich geworden ist. Als Gemeinschaft werden wir immer Gesetze brauchen, die unsere Zusammenleben und unser Überleben sichern.

Gott gebe seinen Segen dazu.

Amen.

Online-Kurzpredigt zum Sonntag Kantate

Liebe Gemeinde,

wie gerne würden wir heute zusammen sein und Gottesdienst feiern – und könnten es sogar. Allerdings gäbe es da auch einen Wehrmutstropfen: Am Sonntag Kantate geht es um das gemeinsame Singen – und das dürfen wir ja gerade nicht. Und zwar aus guten Gründen: Beim Singen atmen wir mehr, bewegen mehr Luft – darum geht es ja an Kantate, dass alles ins Schwingen kommt, dass wir atmen, leben, den Atem befreien, die Seele befreien (Atem, Leben und Seele sind im Hebräischen das selbe Wort, näfäsch).

Schade, dass das nicht geht. Und doch gut, erstmal zu verzichten.

Und da ist vieles, was aus guten Gründen nicht geht, aber doch gut wäre. Und anderes geht jetzt wieder. Denn auf die Dauer wird es schwierig: In den Familien mit kleinen Kindern wird es langsam anstrengend, und viele Betriebe haben keine Einnahmen. Das lässt sich nicht ewig durchhalten, da kommt der Staat auch mit Hilfen nicht hinterher. Jetzt wird wieder einiges geöffnet, aber wir wissen nicht, was dabei rauskommt. Wann kommt die nächste Welle?

Mich beschäftigen immer wieder die Widersprüchlichkeiten: In den Supermärkten drängeln sich die Leute zeitweise – aber wenn sich sechs Personen in der Aue mit Abstand treffen, gibt es eine Strafe. Das ist nicht wirklich logisch, entspricht aber den Bestimmungen. Natürlich geht es darum, sich jetzt einfach mal an die Bestimmungen zu halten. Und natürlich, die Widersprüchlichkeiten so gering wie möglich zu halten. Aber sie werden sich nie ganz vermeiden lassen.

Vor allem: Man kann es mit den Bestimmungen gar nicht ganz richtig machen! Auch die Politiker können das nicht, alles richtig machen! Zu früh öffnen führt zu mehr Todesfällen, zu wenig öffnen zu mehr Stress und wirtschaftlichem Zusammenbruch.

Mich erinnert das an einen Satz, den Martin Luther seinem Kollegen Melanchton schrieb, als der mit einigen Entscheidungen ziemlich überfordert war: „Sündige tapfer!“ Erstaunlich, dieser Ratschlag! Und das von einem Pfarrer! Aber natürlich macht er Sinn. Nur Mut! Du wirst nicht alles richtig machen, aber das ist auch nicht schlimm! Du wirst es tragen können, dass du Fehler machen wirst!

Unser Leben ist gar nicht möglich, ohne dass wir auch Fehler machen. Das ist eine sehr alte Erkenntnis – kleiner Exkurs: Indianer bitten die Tiere um Vergebung, bevor sie sie töten, um sie zu essen. Und das Wissen um die eigene Schuld ist auch der Kern vieler religiöser Rituale, z.B. der Opfer. Wir lehnen sie ab, aber durch die Lösung des Schlachtens aus dem religiösen Zusammenhang ist den Tieren kein Leid erspart worden, im Gegenteil. Die Israeliten schickten am Jom Kippur den Sündenbock in die Wüste, und auch im Abendmahl ist Schuld und Vergebung Thema. Wir wissen darum, dass wir Fehler machen und schuldige werden, und müssen irgendeinen Weg finden, damit umzugehen.

Martin Luther hatte im Kloster den Versuch gemacht, ohne Fehler zu leben – und war damit gescheitert wie schon Paulus als Pharisäer. Und so erkannte Martin Luther die Erkenntnis des Paulus als seine Rettung: In Christus sind wir gerechtfertigt! Wir brauchen nicht fehlerfrei zu leben, um von Gott anerkannt zu sein, und könnten es auch gar nicht.

Das ist etwas paradox. Aber gerade das brauchen wir in diesen Zeiten: Dass wir die Ambivalenzen aushalten können, die Ungereimtheiten und scheinbaren Widersprüche. Dass wir damit leben können, dass alles nicht so ist wie es sein sollte. Und dass wir auch vergeben können. Damit man sich nicht zerfleischt angesichts der schwieriger werdenden Situation.

Das wünsche ich uns allen, und insbesondere auch unseren Politikern. Ich finde, bisher ist es doch ganz gut gelungen. Und ich hoffe, dass es gelingen kann, was von Anfang an das Motto war: Zusammen durch die Krise! #Leavenoonebehind!

Amen.

Was ist deine Powerbank?

Online-Predigt von Claudia Barth zum Sonntag Quasimodogeniti 19.4.2020

Die Predigt wurde gehalten in unserem Gottesdienst, den wir als Videokonferenz zusammen gefeiert haben.

I „Mein Akku ist alle!“

„Oh nein!“ Lautstark ärgert sich unsere jüngste Tochter. „Mein Akku ist alle!“ Trotz dieser relativ eindeutigen Grammatik ist allen drumherum klar, dass sie nicht von sich selber spricht. Es geht um ihr Smartphone. Und da sie jeden Moment den  Videoanruf ihres Freundes erwartet, ist jetzt Hektik angesagt. Einfach so den Stecker in die Steckdose ist viel zu unpraktisch, da das Kabel zu kurz ist. Wo ist also die Powerbank? So eine mobile Energiestation ist ganz schön hilfreich, wenn mal Not am Mann bzw. hier an der Frau ist 😊. Ein Aufladegerät – nüchtern deutsch hört es sich nicht halb so gut an. Aber eine „Powerbank“ – da ist sofort klar: hier ist neue Kraft, hier gibt es neue Energie für die wichtigen Momente des Alltags.

Und wir kennen das ja auch persönlich so: es gibt diese Momente, in denen urplötzlich alle Kraft weg ist, von Lust und Antrieb/Elan ganz zu schweigen. Aber eigentlich sollte diese Sache fertig sein oder jenes Projekt wenigstens noch auf den Weg gebracht sein. Mit der körperlichen Kraft schwindet auch die seelische – oder ist es doch umgekehrt? Jedenfalls sinkt mein Mut, meine Zuversicht schwindet dahin, Frust macht sich breit. Das es mal anders wird, ist schwer vorstellbar. Und einfach irgendwo den Stecker reinstecken zum Auftanken, geht ja bei uns nicht. Aber etwas Übung hat ja jede und jeder von uns in solchen Situationen: wir wissen, was jetzt nötig ist und gut tut: ich persönlich brauche was zum Lesen, zum Abtauchen, am besten mit einem Tee neben mir. Oder einen Spaziergang, einen Pilgerweg, zum Wahrnehmen, was Wunderbares um mich herum ist. Das ist meine persönliche Powerbank.

Was ist Ihre?

II Exil brauche einen Exit!

Manchmal ist die Erschöpfung aber lang anhaltend. Und es scheint keine funktionierende Powerbank mehr zu geben. Selbst die Powerbank fällt aus. So auf dem Trockenen, so vom Wichtigen, vom Leben abgeschnitten fühlten sich damals die Israeliten als sie im Exil in Babylon ausharren mussten. Sehr gerne hätten sie Exil gegen Exit getauscht! War aber nicht. Eine Rückkehr nach Israel, in das alte Leben, war sehr unwahrscheinlich. Dann war da aber doch diese Stimme. Der Prophet Jesaja verschafft sich Gehör mit einer erstaunlichen Botschaft (Jesaja 40):

„26 Hebt eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat all dies geschaffen? Er führt ihr Heer vollzählig heraus und ruft sie alle mit Namen; seine Macht und starke Kraft ist so groß, dass nicht eins von ihnen fehlt.

27 Warum sprichst du denn, Jakob, und du, Israel, sagst: »Mein Weg ist dem Herrn verborgen, und mein Recht geht an meinem Gott vorüber«?

28 Weißt du nicht? Hast du nicht gehört? Der Herr, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich.

29 Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden.

30 Jünglinge werden müde und matt, und Männer straucheln und fallen;

31 aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.

Ich stelle mir vor: da haben viele Zuhörerinnen tief durchgeatmet. Und gedacht: Ja, das ist die Kraft, die ich brauche. Da ist das Leben, das mir schon zu entgleiten drohte.

Im Moment stecken wir ja alle in so einer Luftanhalte- Situation. Und eine ganze Weile geht das auch.  Aber, naja, irgendwann ist „die Luft raus“. Platt wie eine Flunder ist man dann, erschöpft auf der ganzen Linie – obwohl es ja gerade viele Freiräume gibt. Aber Corana und Co. kostet Kraft. Trotz Frühling und Sonne und Wärme – ich bin erschöpft. Die Worte des Jes lassen mich Atem holen, zu Atem kommen. Sie erleichtern mich. Und trösten. Und ich ahne: da ist eine Powerbank, die funktioniert, die mir Leben gibt.

III Gott ist unsere Powerbank

Denn dieser Schöpfergott, dem sogar die Sterne gehorchen (eine Breitseite gegen die Astralgottheiten der Babylonier!), der ist nicht müde und matt. Er schläft auch nicht (womöglich noch so eine Breitseite).

Er ist ewig. Und er hat Kraft, die er weitergibt. Er ist ein Kraftgeber, eine Powerbank und ein Ohnmächtigen- Stärker. Er gibt Körper und Geist wieder neue Energie. Neue Kraft ist da, aber auch neue Zuversicht. Es macht sich Hoffnung breit. Damals war es körperliche Kraft für die Israeliten (wie mit zusätzlichen Adlerschwingen), aber vor allem eine neue Macht der eigentlich Ohnmächtigen. Die Hoffnung war zurück. Die Hoffnung auf Leben.

Coronakrise ist kein Exil – auch wenn es sich manchmal so anfühlt mit all den neuen Regeln. Aber Coronakrise … kann so ermüdend und anstrengend sein wie eine Exilserfahrung. Eben weil wir ganz anders leben müssen, weil uns Vertrautes und vertraute Menschen fehlen. Und so kommt mir Gott unvermutet sehr nahe in diesen Worten des Jes. Adlerflügel und Zuversicht lassen mich anders auf das blicken, was kommt. Ich habe wieder Mut zum Durchhalten und neue Kraft zum Dranbleiben – mit Kontaktbeschränkungen zum Schutz anderer, zum Maskentragen in der Öffentlichkeit. Das macht Sinn, weil wir es zusammen tun, und so eine viel größere Chance haben, das Virus längerfristig einzudämmen.

Und außerdem: Vieles was wir jetzt miteinander erfahren, ist gut und wert, dass wir es bewahren: Solidarität, der Blick auf den anderen, Zusammenarbeit, die Telefonate und Videochats, die guten Wünschen/Segen unter emails und Nachrichten, Gottesdienste to go und die Verbundenheit im Gebet,  …

Tatsächlich verleiht mir dieses Bibelwort Flügel, tröstet und ermutigt mich.

Gott ist meine Powerbank! Bei ihm tanke ich auf. Gewinne neue Kraft und Zuversicht fürs Leben. Er ist der Lebens-bringer. 

Das ist meine Osterbotschaft!

Was verbindest du mit der Powerbank Gott?

Mut zum Leben(smittelverteilen)

„Hallo, was brauchen Sie?“ – „Vielleicht ein Brot?“ – Haben wir gerade nicht, aber Brötchen. Diese hier?“ – „O.K.. Und Obst?“ – „Ja, so ’ne Tüte mit Äpfeln und Mandarinen?“ – „Ja, gerne! Schön, dass ihr das macht!“ – „Danke für die Ermutigung! Und bleiben sie gesund!“

Die Stimmung ist sehr positiv bei der Lebensmittelverteilung an der Neuen Brüderkirche (Weserstraße 26), die jetzt jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag um 16-18 Uhr stattfindet. Viele freuen sich, dass sie hier noch etwas kostenloses Essen bekommen, insbesondere nachdem die Tafel im Moment geschlossen ist und auch andere Unterstützungsmöglichkeiten nicht erreichbar sind.

Das Foodsharing ist hier nichts Neues, sondern läuft seit einigen Jahren: Die Foodsaver von Foodsharing, darunter viele Studierende, holen Lebensmittel, die sonst vernichtet würden, bei Supermärkten und Backshops ab, damit sie verteilt werden können. Und auch andere, die nicht über Foodsharing organisiert sind, bringen schon seit einiger Zeit Lebensmittel, die das Angebot aufbessern.

Am Beginn der Corona-Krise und mit den damit verbundenen Auflagen stellte sich aber die Frage, ob das weitergehen kann. Nicht so wie bisher, das war klar: Offene Auslagen wollten alle wegen Ansteckungsgefahr vermeiden. Deshalb machten auch wir ein paar Tage dicht, und entwickelten ein neues Konzept, mit mit eingeschränkten Zeiten, mehr Teamarbeit, Ausgabe über einen langen Tisch, Handschuhen, Schürzen und Mundschutz, Abstandhalten, Desinfizieren und häufigem Händewaschen samt Happy-Birthday-Singen. So wird die Gefahr minimiert, dass Viren weitergetragen werden könnten.

Es war dann eine mutige Entscheidung des Kirchenvorstands, die Verteilung mit diesem Konzept fortzuführen – die natürlich nur möglich war, weil sich einige Mutige bereiterklärt hatten, die Arbeit zu machen. Mutig heißt dabei nicht, dass Risiken eingegangen werden. Es sind eher jüngere Mitarbeiter, die die Verteilung machen, damit niemand gefährdet wird. Wir riskieren nicht die Gesundheit der Abholenden, denn die Abholung gestaltet sich ähnlich wie ein Einkauf im Supermarkt, vielleicht sogar weniger risikoreich, denn die Abholung geschieht an der frischen Luft und es gibt keine Selbstbedienung. Mutig bedeutet hier, dass man etwas macht, was in Frage gestellt werden könnte. Es erfordert Mut, Verantwortung zu übernehmen. Der Mut, anderen zu begegnen, wo es doch sicherer wäre, zu Hause zu bleiben, spielt für die Beteiligten eine weniger große Rolle, denn die Begegnungen geschehen mit Abstand, und für Jüngere ist das Risiko kalkulierbar.

Wichtig ist den Aktiven die Solidarität mit und unter allen, die von der Krise besonders betroffen sind. Gerade jetzt ist es wichtig, dass Ressourcen genutzt werden, damit alle genug zum Leben haben. Das wird im Verlauf der Krise und danach noch sehr an Bedeutung gewinnen – und dieser Gedanke erfährt viel Unterstützung: Es haben sich weitere Helfer gemeldet, Foodsharing wird wieder Lebensmittel bringen, weitere Geschäfte spenden Lebensmittel. Das macht Mut für die Zukunft!

Übrigens: Auch die Bahnhofsmission verteilt Lebensmittel: „Wir sind im Moment vormittags von Montag bis Freitag am Bahnhof Wilhelmshöhe und geben dort von 9-13:30 Uhr warme Getränke und Brote, Brötchen und Obst aus.“

Online-Predigt „Come together“ und „Social distancing“

Liebe lesende Gemeinde,

vor ein paar Tagen hatte ich ein Gespräch mit einem Freund – durch das verschlossene Hoftor an der Neuen Brüderkirche hindurch, selbstverständlich auf 1,5 m Abstand. „Social distancing haben wir Deutschen ja drauf“, sagte er, und es kann sein dass er den Unterschied etwas deutlicher spürt wegen seines Migrationshintergrunds. Natürlich haben wir beide gelacht, denn normalerweise sehen wir das weniger als Wert, aber jetzt kommt es uns zugute. In Italien leben die Großfamilien zusammen, die Jungen und die Alten – schön eigentlich, und irgendwie schade, dass das Miteinander der Generationen bei uns nicht so intensiv gelebt wird. Jetzt im Moment ist es vielleicht ein Vorteil – merkwürdig. „Wir sind ja ein bisschen a-sozial – aber das ist gar nicht negativ gemeint! Distanzierung kann ja auch etwas Gutes sein“, sagte mein Freund – und wir mussten das Gespräch unterbrechen, aber mich hat das noch weiter beschäftigt.

Es ist schon merkwürdig, dass wir zum Gottesdienst nicht mehr zusammenkommen können, und auch sonst nicht wirklich. Maximal zwei dürfen sich begegnen, und immer auf Abstand. Es ist keine Frage, dass das im Moment von höchster Bedeutung ist. Nur so kann die Pandemie verlangsamt werden, nur so können wir es schaffen, dass das Gesundheitssystem nicht völlig überlastet wird, nur so können wir Menschenleben retten.

Aber ungewohnt ist es schon. Sonst tun wir alles für „Come together“ – jetzt tun wir alles für „Social distancing“. Ich habe mal ein Lied geschrieben namens „Wir kommen zusammen“, in dem sich für mich ganz gut ausdrückt, was Gottesdienst ausmacht.

Wir kommen zusammen – mehr Infos zum Lied hierhttp://zukunftsmusik-kirchenlieder.de/wir-kommen-zusammen

Aber diese Gemeinschaft, dieses Im-Kreis-Stehen ist im Moment nicht möglich.

Wie ist das mit Nähe und Distanz? Ist Nähe immer das Gute, und Distanz immer problematisch?

Wie ist das eigentlich in unserer Tradition mit Nähe und Distanz, mit Gemeinschaftsbildung und Vereinzelung? Zum Wert von Gemeinschaft gibt es natürlich viele Stellen in der Bibel und viele Beispiele aus der Kirchengeschichte. Aber zu Distanz und Vereinzelung? Doch, da gibt es auch einiges!

Im Alten Testament schon gibt es Gesetze, nach denen sich Menschen in bestimmten Situationen aus der Gemeinschaft zurückziehen sollen. Da mischen sich Hygienemaßnahme und Religion, das ist nicht alles so rational, und vieles lehnen wir heute ab. Aber die Grundidee war schon da!

Und auch die Unterbrechung der Arbeit, die jetzt an vielen Stellen nötig wird, hat da große Tradition: Am Sabbat bleiben alle zu Hause!

Im Neuen Testament scheint manches davon relativiert zu werden: Jesus will keine Gebote abschaffen, aber er setzt die Liebe über alles. Und manche soziale Distanzierung überwindet er, er setzt sich mit Ausgegrenzten und Gesetzesübertretern an einen Tisch und zieht damit den Ärger derjenigen auf sich, die sich an Gesetze halten wollen und darin die einzige Möglichkeit sehen, dass alles gut wird. Und er kommt sogar Aussätzigen nahe, die sonst von allen ferngehalten werden.

Aber auch Jesus braucht manchmal Distanz: Er zieht sich in die Wüste zum Beten zurück – lange Zeiten, 40 Tage! Sogar im Garten Gethsemane will er alleine Beten.

Daran schließen Mönche an: Neben den Mönchsgemeinschaften gibt es auch die Eremiten – eine ganze Bewegung war das. Mönche, die sich in die Einsamkeit der Wüste zurückgezogen haben, um ganz mit Gott allein zu sein. 

Im Mittelalter hat Meister Eckardt viel über die „Abgeschiedenheit“ gesprochen: Nur ganz getrennt von der Welt könne man Gott begegnen, sagte der große Mystiker. Die Welt lenke zu viel ab. Nachvollziehbar, muss ich sagen.

Natürlich ist das alles ein freiwilliger Rückzug von der Welt. Und so ganz vollständig kann er auch nicht gewesen sein, denn ganz ohne Gemeinschaft kann niemand leben. Oft kamen Menschen zu den Eremiten in ihre Einsamkeit, um mit ihnen zu sprechen – und die versorgten sie wenn nötig auch mit Lebensmitteln.

Wozu nun das alles? Wohin führt diese Reise in die Vergangenheit?

Wir könnten mal versuchen, diese soziale Distanzierung, die jetzt für eine Zeit nötig geworden ist, nicht als Verlust zu empfinden sondern als Gewinn im Sinne von Meister Eckardt. Mehr Zeit mit Gott! Das ist natürlich nicht ganz so einfach und selbstverständlich. Nur weil man alleine ist hat man nicht automatisch mehr Gemeinschaft mit Gott. Man kann auch in beunruhigenden Nachrichten ertrinken. Hier geht es aber darum, ganz bewusst auszuwählen. Zeiten zu begrenzen. Fake-News auszusortieren. Und bei dem zu bleiben, was uns Kraft gibt. Und das kommt nicht nur von außen, sondern auch von innen. Viele machen die Erfahrung, dass ihnen ein Gebet Kraft geben kann, ein Gespräch mit Gott. Für manche sind es innere Bilder (z.B. der liebende Blick Jesu oder Gottes). Manche brauchen gar keine Worte und keine Bilder, es ist nur die Konzentration auf die Quelle des Lebens.

Gleichzeitig mag es sein, dass die Einsamkeit uns den Wert von Gemeinschaft und Solidarität ganz neu erfahren lässt. Indem wir merken, wer und was uns fehlt. Aber auch, indem wir vielleicht alte Verbindungen reaktivieren oder indem ganz neue entstehen. Indem Hilfenetze entstehen, die vorher gar nicht nötig waren. Dann entsteht vielleicht gerade durch die Distanz eine neue Nähe. Es ist wie so oft paradox. Vielleicht ist das Projekt „Social Distancing“ im Grunde ein großes „Come Together“.

Jesus hat unser Verständnis von Gemeinschaft verändert. Der Predigttext für heute steht im Hebräerbrief im 13. Kapitel: „12 Darum hat auch Jesus, damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut, gelitten draußen vor dem Tor. 13 So lasst uns nun zu ihm hinausgehen vor das Lager und seine Schmach tragen. 14 Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“

Und so können wir niemand mehr draußen vor dem Tor alleine lassen. Wir müssen vor das Lager, aus unserer eigenen Gemeinschaft hinausgehen, weil niemand allein bleiben soll. Wir können nicht mehr nur an einige denken, denn Jesus hat sich mit denen vor dem Tor identifiziert.

Die Bemühungen um Krisenbewältigung sind bemerkenswert. Es ist gut, dass viele kleine Betriebe Unterstützung erhalten. Trotzdem muss ich sagen: ich bin noch nicht ganz sicher, was die Bilanz sein wird am Ende dieser Krise. Gehen wir solidarisch durch diese Zeit? „Geld ist genug da“ für die Maßnahmen zur Rettung der Wirtschaft. Aber ist auch genug Geld da für die vielen, die ihre Arbeit trotzdem verlieren? Wir werden jedenfalls nicht nur „Social Distancing“ brauchen, sondern weiterhin auch „Come Together“ in anderer Form. Ob wir auch das „drauf haben“, wird sich zeigen. Wir hoffen darauf und arbeiten daran mit.

Gott segne Sie und Euch! Im Rückzug und in der Kontaktsuche in anderer Form, in Distanz und Nähe, als Einzelne und als Gemeinschaft.

Amen.

Noch nicht aufgenommen – bitte selber singen 😉

Lebensmittelverteilung in Corona-Zeiten

Wir haben nach einer Woche Pause zum Umstrukturieren die Arbeit wieder aufgenommen und verteilen Dienstags, Donnerstags und Samstags von 16-18 Uhr Lebensmittel an der Neuen Brüderkirche, Weserstraße 26.

Die Zeiten können sich ändern und werden dann hier und an der Kirche veröffentlicht. Bitte gelegentlich nachschauen!

Wir haben Tische ans Tor gestellt, sodass die Abstände eingehalten werden, wir arbeiten mit Mundschutz und Schürzen, wir haben Linien auf die Straße gemacht, die dabei helfen sollen, die Abstände einzuhalten (mindestens 1,5 Meter). Bisher hat das gut funktioniert.

Bitte informiert/ informieren sie insbesondere Leute, bei denen vielleicht gerade jetzt am Ende des Monats das Geld zu Ende geht – oder bringt/ bringen Sie ihnen etwas mit.

Uns ist wichtig, dass gerade in Corona-Zeiten auch an die Leute gedacht wird, die in besonders schwierige Situationen geraten (vgl. #LeaveNoOneBehind). Wir sehen unsere Aktion als einen kleinen Beitrag dazu.

Wer nicht aus dem Haus kann, möge sich melden, wir können Helfer vermitteln, die etwas bringen – wenn kein Geld vorhanden ist auch Lebensmittel kostenfrei.

Online-Predigt zum Sonntag Lätare

von Pfarrerin Claudia Barth

„Kommt alle raus! Kommt! Die Überraschung ist da!“, ruft meine erwachsene Tochter. Etwas verunsichert folge ich ihrem Ruf. Dass sie alle so rumdirigiert, ist ungewöhnlich. Und was soll es gerade noch Schöneres geben? Immerhin haben wir es gerade geschafft, die verkleinerte Familie mitten in Coronazeiten zum Essen zu versammeln. Nur unsere jüngste Tochter ist noch beim Freiwilligendienst in Ghana und wir wissen nicht, ob sie am Wochenende doch ausgeflogen wird. Da haben wir gerade viele Fragen, wie das alles weitergehen soll. Und jetzt also Überraschung. Ich sehe jemand aus dem Auto steigen. Kenne ich die? Und noch jemand. Die kenne ich. Zwar mit afrikanischer Zöpfefrisur, aber ganz eindeutig: das ist unsere Tochter Sophie! Sie ist schon da! Einfach so! Was eine Freude!

Sie wollte uns überraschen, hat drei Tage dichtgehalten – obwohl sie von jetzt auf gleich packen musste, viele liebgewonnene Menschen ohne Abschied zurücklassen musste, um schnell in die Hauptstadt und zum Flughafen zu kommen. Ein schwerer Weg. Und doch auch große Freude mitten in all dem, einfach weil wir wieder zusammen sind!

Wir leben in einer besonderen Zeit. Ja, „Corona“ ist in aller Munde und hat unser aller Leben in den letzten zwei Wochen sehr verändert. Aber wir leben auch mitten in der Passionszeit. Die Zeit vor Ostern ist eine Zeit der Einkehr. Wir erinnern uns an das Lebensende Jesu, wir bedenken unser eigenes Leben und wir probieren Umkehr. Solches Verzichten, nämlich z.B. Fasten wie es in fast allen Religionen zeitweise üblich ist, ist ein Einüben in ein anderes Leben. Wie ist das, wenn ich zeitweise auf den morgendlichen Kaffee verzichte, mich von Süßigkeiten enthalte oder bewusst auf die Kurzstrecken mit dem Auto verzichte? Fehlt mir tatsächlich was mit Tee oder Saft, Nüssen und Trockenobst oder beim Fahrradfahren? Die Fastenzeit, das Verzichten, ist eine Chance: Ich merke, dass es auch anders geht. Leben ganz anders ist möglich. Und ich merke auch: das muss nicht beschränkt sein auf die sieben Wochen vor Ostern. Manches brauche ich tatsächlich gar nicht zum Leben. Manches fühlt sich so gut an, dass ich es öfter machen will. Ich habe plötzlich Mut, anders zu leben. Und ich habe auch das Zutrauen und neue Kraft, manches ganz anders zu machen. Umkehren. Einen neuen Weg finden. So eine besondere Zeit vor Ostern kann vieles neu machen.

„Boah!“, seufz eine Bekannte, die ich zufällig vor dem Buchladen treffe, „es ist schon eine surreale Zeit. Ich komme gar nicht hinterher mit meinen Gefühlen. Einen Tag geht es so, am nächsten ist wieder alles anders.“ So geht es gerade vielen von uns: Ungefragt finden wir uns im verordneten Anhaltemodus. Auch eine Vollbremsung mit Ansage ist erschreckend. Das Gewohnte geht so nicht mehr. Das normale Tempo meines Alltags und die bekannten Wege in der Freizeit und mit Freunden – alles nicht mehr möglich. Ein bisschen ist es so als müssten wir alle zurück auf Anfang. „Gehe nicht über ´Los´, ziehe keine 4000 Euro ein.“ Heißt es im Spiel. Verordnete Pause. Plötzlich ist Zeit zum Hinschauen, zum Hören, zum Wahrnehmen von Kleinigkeiten. Die Vögel zwitschern schon seit Tagen auffällig laut, ich habe schon mehrere Hummeln summend an der Balkontür wahrgenommen. Und morgens, da ist es so still, erstaunlich. Und schön. Ich genieße diese Erfahrungen. Und trotzdem bleiben bei vielen Menschen die Fragen im Hinterkopf, die ganz schön bohren können: was stelle ich nur so lange mit den Kindern an, allein, womöglich nur in der Wohnung? Habe ich genug zu Essen da? Werden wir diesen Stillstand finanziell überstehen – und die Arbeit behalten? Da ist viel Existenzangst, wenn wir plötzlich Zeit haben, mal von außen auf unser Leben zu schauen.

Und dann fliegen vor meinem Fenster plötzlich Riesenseifenblasen rum. Wie schön! Sie schillern in der Morgensonne. Die Kinder von nebenan schicken diesen Gruß in den Himmel – und laufen hinterher und wollen die Glitzerkugeln fangen. Ein vergängliches Glück. Aber ein Glück. Ein Glücksmoment, sehr kostbar. Wie die Freude über das Wiedersehen, das Glück des Zusammenseins – trotz des Wissens: da bleiben liebgewonnene Menschen zurück. Und auch hier kann nicht jeder sofort besucht werden.

Tröstlich ist das. Sich mitten in einer schweren Situation zusprechen zu lassen oder zu erfahren: „Du bist nicht allein. Ich bin da. Fürchte dich nicht.“ Mitten im Schweren blitzt die Erinnerung auf wie eine leuchtende Seifenblase:

„`Berge mögen von ihrer Stelle weichen und Hügel wanken, aber meine Liebe zu dir kann durch nichts erschüttert werden und meine Friedenszusage wird niemals hinfällig.´ Das sage ich, der Gott, der dich liebt.“

Gott liebt. Er liebt uns Menschen. Und er hat uns Hoffnung und Trost gegeben mit dem Leben und auch Sterben Jesu Christi. An Jesus können wir sehen: in allem, selbst im Leiden und Sterben, ist Gott da. Jesus konnte darauf vertrauen, obwohl er alleingelassen und schwer verletzt war. Und so hat er den Tod überwunden. Ist auferstanden. Jesus ist uns vorausgegangen, damit wir Trost und Hoffnung finden können: Das Leben geht weiter – Gottes Liebe wird uns durchtragen.                       

Manchmal ist es so, dass mitten im Schweren das sichtbar wird, was uns trägt. Das, was wir sonst in der Unruhe des Alltags nicht wahrnehmen, steht plötzlich klar vor uns, wenn wir mal zur Ruhe kommen – auch wenn es ein unfreiwilliger Stillstand ist. In der Freude über die Rückkehr unserer Tochter hat sich bei mir ein Liedvers gemischt. Ein Lied über die Freude trotz allem, was gerade nicht so leicht ist.

„Lobe den Herrn, meine Seele, und seinen heiligen Namen. Was er dir Gutes getan hat, Seele, vergiss es nicht, Amen. Lobe, lobe den Herrn, lobe den Herrn, meine Seele! Lobe, lobe den Herrn, lobe den Herrn, meine Seele!

Der mich im Leiden getröstet hat, der meinen Mund wieder fröhlich macht, den will ich preisen mit Psalmen und Weisen, von Herzen ihm ewiglich singen:

„Lobe den Herrn, meine Seele, und seinen heiligen Namen. Was er dir Gutes getan hat, Seele, vergiss es nicht, Amen. Lobe, lobe den Herrn, lobe den Herrn, meine Seele! Lobe, lobe den Herrn, lobe den Herrn, meine Seele!“ – (EG+ 87)

Ich wünsche uns allen, dass diese Freude immer mal wieder in uns aufleuchtet wie eine Seifenblase und uns tröstet, ermutigt, stärkt in allem, was uns gerade bedrängt: Gott hat es versprochen: Er ist da. Ich brauche keine Angst zu haben.

Gott segne und behüte Sie!