Alle Beiträge von StefanNadolny

Stationenweg zu Himmelfahrt am 21. Mai 2020

Zu den angegebenen Zeiten treffen wir uns kurz für ein Gebet oder einen kleinen Impuls und laufen dann jeweils ca. 30 Minuten als lockere Gruppe (mit Abstand 😊) zur nächsten Station. Sie können eine, zwei oder alle Stationen und Wege mitmachen – je nach Interesse und Kraft! Vergessen Sie Ihren Mund-Nasen-Schutz nicht!

10.00             Neue Brüderkirche mit Morgengebet

10.45             Erlöserkirche mit Psalm/Text

11.30             LInderweg/Ihringshäuserstr. mit Impuls

12.15             Hasenhecke mit Himmelfahrts-Text

13.00             Kirchenweg (Wegekreuz Abzweig nach Ihringshausen) mit Gebet und Segen

Verabschiedung und Wege nach Hause über Nordfriedhof oder nach Ihringshausen und dann zurück.

Ich freue mich auf Sie und Euch!

Pfarrerin Claudia Barth

Online predigt von claudia barth

Predigt zum Sonntag Rogate, 17. Mai 20

I Hört Gott mich?

Eine der entscheidenden Fragen beim Glauben bezieht sich auf das Beten. Gläubige aller Religionen verbinden sich mit Gott durch das Gebet. Aber – hört Gott auch? 

Hört er die Klagen der erschöpften Mütter, die Sorgen und Zweifel der Nachdenklichen? Kommen das Lob der Begeisterten und die Bitten der Vertrauensvollen bei ihm an? Und die Rufe um Erbarmen in lebensbedrohlichen oder auch nur sehr bedrängenden Situation – erreichen sie das Ohr Gottes?

Das ist eigentlich schwer vorstellbar. Der Schöpfergott, der sowohl streitbar als auch barmherzig dargestellt wird und als ewig und anbetungswürdig gilt, im Gespräch mit dem Menschen? Und wenn er mich und meine Sorgen kennt – was tut er mit dem Gehörten? Antwortet er? 

Bei so vielen Fragen ist es erstaunlich, dass Menschen beten. Richtig logisch und folgerichtig scheint es nicht zu sein. Und doch tun es erstaunlich viele Menschen. 2008 waren es 51% der Deutschen, die Gebete „mindestens mit einer mittleren Intensität“ pflegten. Fast genauso viele stehen aber in Distanz zum Gebet. Aber beten ist offenbar sehr unabhängig vom Gottesdienst. Zum Beten muss niemand in ein Gotteshaus. Menschen beten privat. Sehr unterschiedlich in der Form und sicher mannigfaltig im Inhalt. Menschen beten im Stehen, Sitzen, Knien, mit erhobenen Händen oder mit gefalteten, sie sprechen laut oder leise, mehrfach am Tag oder nur in kurzen „Stoßgebeten“, sie danken und loben Gott, sie bitten für sich und andere, sie klagen. Auch mit Musik und Tanz, mit körperlichem Ausdruck, können wir uns mit Gott verbinden, beten.

Viele Menschen in allen Religionen beten. Dass sie es tun, ist für mich schon ein Teil der Antwort auf die kritische Frage: Hört Gott mich?  

Ein anderer Teil der Antwort hat mit der Bibel zu tun. Denn in der Bibel wird gebetet – viele Abschnitte kreisen um das Gebet der Gläubigen und die Folgen, die sich auftun. Da wird berichtet von Reaktionen Gottes auf Klagen, Not und Sorgen genauso wie auf Dank und Lob. Abraham fordert von Gott seine Barmherzigkeit für die Gerechten in Sodom ein. Mose bittet mehrfach für das eher untreue Volk Israel, die Psalmbeter bringen sowohl Klage als auch überschwängliches Lob für Rettung vor Gott (z.B. Psalm 95, der Wochenpsalm), König Salomo, Gelehrte, Priester und Propheten (Samuels Lehrer Eli, Daniel, Zacharias und Saulus!/Paulus) wenden sich selbstverständlich im Gebet an Gott. Genauso hören wir auch von einfachen Leutewie Jakob auf der Flucht, Jona im Fischbauch, Maria als sie Gottes Engel begegnet, und auch Hagar, die ungerecht behandelte Magd der Sara. Sie sagt nach höchster Not und Rettung: du bist der Gott, der mich sieht.

Es gab und gibt viele Menschen, die es tun. Sie wenden sich einem Gegenüber zu, dass sie als mächtiger als sich selber ansehen. Betende Menschen wissen von ihren Grenzen und Begrenzungen. Indem sie sich selbst als Geschöpf annehmen, erkennen sie die größere Macht, Kraft und Herrlichkeit dieses Gegenübers an. Sie wenden sich in einer bestimmten Haltung an Gott. Im Beten lassen sie Gott Gottwerden. Und bleiben selber Mensch. 

II Höre ich Gott?

Einer der Gründe für die vielen Geschichten in der Bibel und für das Beten überhaupt ist das, was dann geschieht. Als Beterin mache ich eine gänzlich unerwartete Erfahrung: Ich bin eben nicht nur kleines Geschöpf vor dem großen GottGott schaut mich an. So wie Hagar das in der lebensbedrohlichen Wüste erlebte: du, Gott, siehst mich. Ich bin dir wichtig. Ich bin würdig zu leben, in deiner Gegenwart zu leben. Im Beten erfahre mich als Teil des Ganzen. Vor Gott erkenne ich meine Würde. Er macht mich nicht klein. Im Gegenteil. Er begibt sich auf meine Ebene. Kommt sozusagen zu mir. Gott macht sich klein für mich. 

Diese Erfahrung lässt mich aufhorchen, lässt mich hören. Denn wenn Gott hört, dann antwortet er womöglich auch. Tatsächlich bezeugen das unzählige Beter*innen. Und ebenso unzählige Möglichkeiten der Antwortform sind bezeugt. Wie wir Menschen wiederum Gott hören – dafür gibt es kaum Worte. Bilder und Analogien helfen uns, das kaum sagbare zu benennen. Oft wird diese Erfahrung Gottes mit dem Heiligen Geist verbunden. Da Gott uns mit seinem Atem, seinem Geist, zum Menschsein erweckt (das ist im Hebräischen dasselbe Wort: ruach), sind wir mit seinem „Geist“ erfüllt. Und können folglich als sein Geschöpf den Schöpfer auch verstehen. 

Eine Kollegin hat das mal so beschrieben: 

Beim Beten fällt ihr plötzlich der Name einer Freundin ein. Ganz deutlich ist ihr, dass diese Freundin eine Ermutigung brauchen könnte. Obwohl sie sicher schon bei der Arbeit ist und sie selber mitten im Gebet, hört die Kollegin auf diese innere Wahrnehmung. Sie sendet der Freundin ein kurze, ermutigende Sprachnachricht – und bekommt einige Stunden darauf ein herzliches Dankeschön. Für die Freundin war es die Ermutigung, die sie angesichts ihres besonderen Tages von Gott erbeten hatte.

Ich kenne solche Erfahrungen auch. Und glaube nicht an Zufälle, sondern an die besondere Verbindung, die Beterinnen und Beter zu Gott haben und auch mit Menschen haben können. Beten verändert meine Haltung zu mir selber, und dann auch die Haltung zu meiner Nächsten. Und ich glaube auch, dass wir empfindsamer, aufmerksamer werden als Beter*innen. Regelmäßiges Beten bringt uns näher zu den Menschen. Nicht umsonst war das schon in der frühen Kirche bis heute ein Thema: Beten ist kein Selbstzweck. Wer für sein Ansehen betet oder um eine religiöse Norm zu erfüllen, der verfehlt die entscheidende Erfahrung. Aus dem Beten resultiert letztlich immer das Tun. 

III Und wie kommen wir zusammen?

Aber wie geht das nun? Zum Glück war das auch die Frage der Jünger Jesu. Vielleicht sind sie neugierig geworden. Täglich hatten sie den offenbar mehrfach betenden Jesus vor sich. Was hat es mit dem Beten auf sich? Ist es womöglich der Grund für Jesu besondere Art? Und neidisch waren die Jünger vielleicht auch. Immerhin hatte Johannes der Täufer seine Jünger sozusagen eingeweiht ins Beten. Die Jünger Jesu jedenfalls wollen auch eingeweiht werden erzählt Lukas: Beten lernen. Und Jesus entspricht dem ohne Umschweife. Er gibt ihnen ein Gebet.

Ein Gebet, dass auch heute noch, nach 2000 Jahren gebetet wird, auf er ganzen Welt. Es ist eine wunderbare Art, die Verbindung zu Gott aufzunehmen – und zu halten. Wer keine eigenen Worte hat, findet sie hier. Jesus sagt (Mt 6,9-13):

„Darum sollt ihr so beten: Unser Vater im Himmel!  

Dein Name werde geheiligt.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. 

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld, 

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Jesus bekräftigt, dass wir nicht viele Worte brauchen, um Verbindung zum Vater aufzunehmen. Er, Gott, weiß was wir brauchen, bevor wir ihn bitten. 

Die Verheißung über dem Beten ist genau die, dass ich mich als gesehenes und geliebtes Geschöpf vor Gott, meinem Schöpfer, erfahren kann. Er hat mir Leben geschenkt. Im Gebet erkenne ich, dass ich eine unverlierbare Würde habe. Neben dem, was mir für mein Leben wichtig erscheint, schenkt mir das Beten auch die Freiheit, die Bedürfnisse des anderen wahrzunehmen. 

Beten verbindet Menschen – deshalb tun wir es unter anderem auch zusammen im Gottesdienst. Die Kraft des Gebets, des Vaterunsers oder eigener Gebete, kann dabei jeder erfahren. Vom Beten ist niemand ausgeschlossen. Wir müssen es nicht lernen. Wir brauchen nur bereit und neugierig zu sein auf diese besondere Verbindung zu Gott. Im Tun entsteht dann Neues – die Erfahrung vom Gott, der mich hört und den ich hören kann.

Das wünsche ich Ihnen! 

Amen.

Lebensmittelverteilung, Kleiderkammer, Nachbarschaftshilfe

Jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag von 16-17 Uhr werden an der Neuen Brüderkirche Lebensmittel verteilt. Mehr dazu hier.

Außerdem wird Montag, Mittwoch und Freitag um 15-17 Uhr Brot verteilt.

Außerdem Kleiderkammer Mittwoch und Freitag 14-16 Uhr.

Bitte Mundschutz mitbringen!

Wir liefern auch aus! Wenn Sie selbst Lebensmittel brauchen, aber das das Haus nicht gerne verlassen wollen, weil Sie zu einer Risikogruppe gehören, bringen wir die Lebensmittel gerne zu Ihnen nach Hause. Melden Sie sich beim Team oder bei Pfarrer Nadolny, Tel. 0157-38704495.

Wir danken allen Unterstützern und Kooperationspartnern, d.h. allen Ehrenamtlichen, den verschiedenen Supermärkten und Bäckereien, Foodsharing Kassel und allen dort Aktiven, der Kirche St. Josef, dem Stadtteilzentrum Wesertor und den Gemeinwesenarbeitsprojekten (KUZ Schlachthof), die Masken und Kittel für uns genäht haben, weiteren Näherinnen und Nähern, und nicht zuletzt unseren Spendern, die alle gemeinsam diese Verteilung möglich machen!

Übrigens: Die Sozialberatung ist im Februar in der Wildemannsgasse 14 umgezogen und unter neuer Telefonnummer: 0561 / 70974-214 von Montag – Donnerstag in der Zeit von 10 – 12 Uhr telefonisch erreichbar.

Online-Kurzpredigt zum Sonntag Kantate

Liebe Gemeinde,

wie gerne würden wir heute zusammen sein und Gottesdienst feiern – und könnten es sogar. Allerdings gäbe es da auch einen Wehrmutstropfen: Am Sonntag Kantate geht es um das gemeinsame Singen – und das dürfen wir ja gerade nicht. Und zwar aus guten Gründen: Beim Singen atmen wir mehr, bewegen mehr Luft – darum geht es ja an Kantate, dass alles ins Schwingen kommt, dass wir atmen, leben, den Atem befreien, die Seele befreien (Atem, Leben und Seele sind im Hebräischen das selbe Wort, näfäsch).

Schade, dass das nicht geht. Und doch gut, erstmal zu verzichten.

Und da ist vieles, was aus guten Gründen nicht geht, aber doch gut wäre. Und anderes geht jetzt wieder. Denn auf die Dauer wird es schwierig: In den Familien mit kleinen Kindern wird es langsam anstrengend, und viele Betriebe haben keine Einnahmen. Das lässt sich nicht ewig durchhalten, da kommt der Staat auch mit Hilfen nicht hinterher. Jetzt wird wieder einiges geöffnet, aber wir wissen nicht, was dabei rauskommt. Wann kommt die nächste Welle?

Mich beschäftigen immer wieder die Widersprüchlichkeiten: In den Supermärkten drängeln sich die Leute zeitweise – aber wenn sich sechs Personen in der Aue mit Abstand treffen, gibt es eine Strafe. Das ist nicht wirklich logisch, entspricht aber den Bestimmungen. Natürlich geht es darum, sich jetzt einfach mal an die Bestimmungen zu halten. Und natürlich, die Widersprüchlichkeiten so gering wie möglich zu halten. Aber sie werden sich nie ganz vermeiden lassen.

Vor allem: Man kann es mit den Bestimmungen gar nicht ganz richtig machen! Auch die Politiker können das nicht, alles richtig machen! Zu früh öffnen führt zu mehr Todesfällen, zu wenig öffnen zu mehr Stress und wirtschaftlichem Zusammenbruch.

Mich erinnert das an einen Satz, den Martin Luther seinem Kollegen Melanchton schrieb, als der mit einigen Entscheidungen ziemlich überfordert war: „Sündige tapfer!“ Erstaunlich, dieser Ratschlag! Und das von einem Pfarrer! Aber natürlich macht er Sinn. Nur Mut! Du wirst nicht alles richtig machen, aber das ist auch nicht schlimm! Du wirst es tragen können, dass du Fehler machen wirst!

Unser Leben ist gar nicht möglich, ohne dass wir auch Fehler machen. Das ist eine sehr alte Erkenntnis – kleiner Exkurs: Indianer bitten die Tiere um Vergebung, bevor sie sie töten, um sie zu essen. Und das Wissen um die eigene Schuld ist auch der Kern vieler religiöser Rituale, z.B. der Opfer. Wir lehnen sie ab, aber durch die Lösung des Schlachtens aus dem religiösen Zusammenhang ist den Tieren kein Leid erspart worden, im Gegenteil. Die Israeliten schickten am Jom Kippur den Sündenbock in die Wüste, und auch im Abendmahl ist Schuld und Vergebung Thema. Wir wissen darum, dass wir Fehler machen und schuldige werden, und müssen irgendeinen Weg finden, damit umzugehen.

Martin Luther hatte im Kloster den Versuch gemacht, ohne Fehler zu leben – und war damit gescheitert wie schon Paulus als Pharisäer. Und so erkannte Martin Luther die Erkenntnis des Paulus als seine Rettung: In Christus sind wir gerechtfertigt! Wir brauchen nicht fehlerfrei zu leben, um von Gott anerkannt zu sein, und könnten es auch gar nicht.

Das ist etwas paradox. Aber gerade das brauchen wir in diesen Zeiten: Dass wir die Ambivalenzen aushalten können, die Ungereimtheiten und scheinbaren Widersprüche. Dass wir damit leben können, dass alles nicht so ist wie es sein sollte. Und dass wir auch vergeben können. Damit man sich nicht zerfleischt angesichts der schwieriger werdenden Situation.

Das wünsche ich uns allen, und insbesondere auch unseren Politikern. Ich finde, bisher ist es doch ganz gut gelungen. Und ich hoffe, dass es gelingen kann, was von Anfang an das Motto war: Zusammen durch die Krise! #Leavenoonebehind!

Amen.

Blumen an der Rampe

8. Mai 2020, das Kriegsende jährte sich zum 75. Mal: Blumen für die Opfer an relevanten Orten ablegen, das war die Idee einer Aktion, bei der sich auch Claudia Barth und Jenne Michaelis im Namen der Gemeinde beteiligten. Mehr Fotos finden sich hier auf der Seite der Aktion.

Predigt zu Jubilate, 3. Mai 2020

von Claudia Barth

I  Alles neu macht der Mai

In einer großen Wochenzeitung gibt es regelmäßig diese Vorher- Nachher-Bilder: Kinderbilder aus den 70gern oder 80gern mit den inzwischen „gereiften“ Geschwistern neu nachgestellt oder von besonderen Besuchen, Ereignissen, die nach Jahren und Jahrzehnten aktuell werden durch ein Foto am selben Ort. Und manchmal auch von Garten-erzeugnissen: zarte Pflänzchen, die sich in blühende Blumen verwandelten oder schwerbehangene fruchttragende Reben wurden.

Ganz präsent habe ich im Moment ein solches Vorher-Nachher -Bild bei meinen Fahrradtouren vor Augen: gefühlt letzte Woche war die Strecke noch leer und der Durchblick links und rechts mühelos und auch ein bisschen grau in grau. Aber jetzt ist plötzlich alles dicht und grün und erfüllt von Gesumme der Insekten und dem Gezwitscher der Vögel.

Ich bin erfüllt von dem Duft tausender Blüten und vom erdigen Geruch des Frühlingsregens. Mir geht das Herz auf über diese wunderbare Fülle der Schöpfung und ich stimme mit dem Sänger des Wochenpsalms 66 ein: „Jauchzet Gott, alle Lande! Lobsinget zur Ehre seines Namens; rühmet ihn herrlich! Sprecht zu Gott: Wie wunderbar sind deine Werke!“  Das passt wunderbar zu meinem Ostergefühl: zum Leben erwacht – ist die Natur, sind aber auch wir. Wir tauchen wieder auf. Langsam tauchen wir aus Schockstarre, Schrecken und Shutdown wieder auf. Und stellen vorsichtig und noch etwas verwundert fest: Ja, wir leben. Wir leben anders. Aber wir merken: das geht. Für manche ist es ein Gefühl von neu – geboren sein. Rausgebremst aus unserem schnellen und schnelllebigen Alltag tauchen wir auf unbekannten Ruheinseln auf. Und können wieder durchatmen, durchschlafen, durchhalten. Unsere Welt hat sich verändert. Ja, aber wir haben uns auch verändert.

II Alles neu – durch die Krise?

Eine Diagnose kennen wir alle. Auch eine Prognose. Zur aktuellen Schau und der Schau in die Zukunft gibt es auch noch die Rück-schau, die Re-gnose. Die Schau aus der Zukunft zurück ins Heute. Klingt verrückt. Aber was Zukunftsforscher wie Matthias Horx damit entdecken, ist erhellend. Versuchen Sie mal das gedankliche Experiment: z.b. vom Herbst 2020 zurück auf heute blicken. Ich sehe mich in einer Eisdiele sitzen und einigermaßen verwundert auf den April zurückschauen. Es war shutdown. Wir waren allein zu Hause oder auch allein im Büro – und doch gab es viele Kontakte. Viele mussten homeoffice machen – und fanden es gar nicht so schlecht. Inzwischen gibt es ein Recht auf Homeoffice. Es gab keine Businessflieger zwischen München und Berlin mehr – dafür plötzlich viele Videokonferenz-Expertinnen. Und im Herbst 2020 ist es selbstverständlich, mit dem Rad zur Arbeit zu fahren, weil die vorläufigen Radspuren gerade in permanente verändert werden. Und die Luft ist wegen immer noch geringerer CO2 und Co. – Belastung sogar in China besser. Verwundert stelle ich fest, dass ich lange keine Berichte über ausfällige oder gar gewalttätige Fußballfans gehört habe, mich im Gegenteil oft über solidarische Nachrichten freue: höhere Grundgehälter z.B. für Erzieherinnen sowie Schwestern und Pfleger aller Bereiche. Eine Regionalisierung des Handels hat eingesetzt, weil wir das Warentetris rund um die Welt zu teuer und schädlich finden. Viele Arbeitsplätze entstehen neu. Und eine neue Höflichkeit hat sich durchgesetzt – Nachbarschaftshilfe ist selbstverständlich geworden. Vieles, was im Herbst 2020 vor meinem Erinnerungsauge auftaucht, fühlt sich ziemlich gut an.

Tatsächlich hilft mir diese Gedankenschleife, die Unwägbarkeiten der derzeitigen Situation für mich in Schach zu halten. Und ich merke, dass ich selber die momentane Situation durchaus gestalten kann. Es ist vieles anders, aber – ich lebe wie vorher auch, mittendrin. Es fühlt sich noch fremd an, ungewohnt. Aber es ist Leben. Oder wie jemand treffend sagte: „Ein Leben mit Corona ist auch ein Leben!“

Glaubt man den Zukunftsforschern, ist das durchaus eine besondere Erfahrung. Die Zukunft ändert gerade ihre Richtung. Das erleben nicht alle Menschen. Eine Tiefenkrise, die alles verändert. Alles neu macht.

III  Alles neu durch Jesus

Vielleicht war es das, was Paulus damals erlebt hat? Da hatte sich für diesen Intellektuellen in der Begegnung mit Jesus plötzlich eine neue geistliche Welt aufgetan. Genauso unerwartet wie kurz vorher für die Fischer rund um den See Genezareth und einige andere. Eine Tiefenkrise ungeahnten Ausmaßes, – weil Paulus seinen Namen gehört hatte; eindeutig gerufen von dem gekreuzigten Rabbi Jesus. Das konnte sogar Paulus nicht sofort fassen. Er brauchte seine Zeit. Aber irgendwann schrieb er an die Gemeinde in Korinth:  

„Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“  2 Kor 5,17

Das Alte, das alte Leben, die Angst, auch die Überheblichkeit hatten dem Neuen Platz gemacht. Paulus war wie neu geboren. Verwundert stellt er fest, dass das Neue trägt: Ein Leben mit Jesus – das ist ewiges Leben. Weil der Tod schon besiegt ist, ist ein Leben ohne Angst möglich.

Und zwar mitten in Coronazeiten, mitten in der Tiefenkrise. Da können wir sagen:  wir sind nicht allein. Leben verändert sich, und wir mit ihm. Und spüren plötzlich: dieses Leben ist Gott. In mir.

„Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“  2 Kor 5,17

In Jesus haben wir eine neue Perspektive aufs Leben. Auf ein unverlierbares Leben in Gott. Alles ist neu geworden – und trägt mich. Das ist mein Nachher – Bild. Und deshalb singe ich mit dem Psalmbeter:

„Jauchzet Gott, alle Lande! Lobsinget zur Ehre seines Namens; rühmet ihn herrlich! Sprecht zu Gott: Wie wunderbar sind deine Werke!“ 

Amen.

Zum Weiterlesen:

www.horx.com und www.zukunftsinstitut.de.

Online-Predigt Corona und „Das Erdbeben in Chili“

Liebe Online-Gemeinde,

Solidarität in der Sondersituation

die Krise hat ja nicht nur Nachteile, sondern es gibt auch Positives zu bemerken. Ich habe den Eindruck, dass viele Leute im Moment aufmerksamer sind bezüglich den Nöten anderer, und hilfsbereiter.

Neulich habe ich ein paar Sachen eingekauft, und auf dem Weg nach Hause ist mir die Papiertüte gerissen. Sofort kamen zwei Jugendliche und halfen mir einsammeln, und da ich ja jetzt keine Tüte mehr hatte, machten sie eine von ihren Einkaufstüten frei und packten mir meine Sachen in diese, bevor sie zu ihrer Bahn liefen, die sie gerade noch erreichten.

Schön, das zu erleben! Naja, mag sein es würde immer jemand helfen, aber ich habe es jedenfalls besonders dankbar wahrgenommen.

Und ja, die Krise verändert was. Überall entstehen solidarische Initiativen. Nachbarn bieten ihre Hilfe an und kaufen für die Älteren ein, viele fragen nach, viele nähen Masken, und für unsere Lebensmittelverteilung haben sich so viele Freiwillige gefunden wie nie – natürlich weil viele im Moment mehr Zeit haben, aber auch weil das Bewusstsein da ist, dass Hilfe gebraucht wird.

Hoffnung auf Veränderungen durch Corona – dass Solidarität bleibt

Immer mal wieder hört man in diesen Tagen von der Hoffnung auf gesellschaftliche Veränderungen durch das Covid-19-Virus. Dass die Menschen ja jetzt merken, dass Solidarität wichtig ist, und dass es schön und wichtig wäre, wenn diese Stimmung über die Krise hinaus bleiben würde. Unter anderem der Bundespräsident hat diese Hoffnung in seiner Ansprache vor Ostern zum Ausdruck gebracht.

Ich teile diese Hoffnung. Wir brauchen mehr Solidarität. Natürlich mit allen! Da gibt es eine Petition, #Leavenoonebehind, lasst niemand zurück, die sehr viele Unterstützer gefunden hat: Retten wir nicht nur die Firmen, nicht nur die Arbeitnehmer, sondern auch die nicht Arbeitenden und auch die Geflüchteten in großen Lagern – denken wir an alle.

Ich teile diese Hoffnung – und gleichzeitig erinnert mich diese besondere Stimmung an eine Geschichte über eine Katastrophensituation, die Erzählung „Das Erdbeben von Chili“ von Heinrich von Kleist.

Das Erdbeben in Chili

Er erzählt von einem Liebespaar gegen alle Konventionen um 1800 in Santiago de Chile. Sie, Josephe, wird unverheiratet schwanger, wird im Kloster eingesperrt und soll hingerichtet werden, er, Jerome, kommt ins Gefängnis und will sich erhängen.

Dann gibt es aber ein Erdbeben, Jerome kommt frei, sucht sie und findet die Geliebte in einem lieblichen Tal außerhalb der Stadt, mit dem Kind, das sie inzwischen geboren hat. Eine Familie, die auch dorthin geflohen ist, lädt die drei am Morgen zum Frühstück ein. Alle Standesunterschiede sind verschwunden, es ist paradiesisch dort draußen. In dieser Stimmung entschließen die beiden, beim Vizekönig ein Gnadengesuch einzureichen.

Alle gehen in die Stadt zurück, wo ein Dankgottesdienst gefeiert werden soll. Der Prediger deutet das Erdbeben als Strafe Gottes für die Sittenverderbnis in der Stadt, und benennt Josephe und Jerome als die Schuldigen. Ein Mob lyncht die beiden. Ein befreundetes Paar, dessen Kind auch getötet wird, nimmt den Sohn von Josephe und Jerome als Ziehsohn an.

Eine Unterbrechung für kurze Zeit

Nun – mit der Katastrophe fallen nicht nur die Häuser, sondern auch die Standesunterschiede und manche starre Regeln. Aber nur für kurze Zeit, danach ist alles wie immer und noch schlimmer.

Also keine Hoffnung in Sicht? Nur ein kurzes Aufblitzen des Paradieses, draußen im Tal, und alles bleibt beim Alten?

Das ist die realistische Sichtweise des Heinrich von Kleist. Auch eine französische Revolution bringt doch keinen echten Wandel.

Wie wird es also mit Corona sein, und mit der Solidarität, die sich in der Katastrophe zeigt?

Nur ein kurzes Aufblitzen, und dann alles noch viel schlimmer?

Ein solches Aufblitzen und ein enttäuschender Ausgang sind eine Grunderfahrung des Christentums: Jesus kommt, und plötzlich manches anders. Menschen wird geholfen, Unterschiede relativieren sich, Gemeinschaft entsteht: Speisung der 5000 draußen in der Natur wie das Frühstück im lieblichen Tal. Aber das bleibt nicht, Jesus wird gekreuzigt, die Jünger sind verzweifelt.

Hoffnung auf mehr

Aber dann kam eine überraschende Wende, für die es keine wirkliche Erklärung gibt: Die Jünger erleben Auferstehung, sie spüren, dass Jesus lebt, dass das alles, was sie mit ihm erlebt haben, nicht eine kurze Episode war, sondern von Dauer. Dass diese Gemeinschaft und diese Liebe nicht einfach wieder aufhören.

Seitdem ist dieser Glaube in der Welt: Dass die Liebe stärker ist als der Tod. Das ist es, was zählt, auch wenn weiter Menschen sterben, und auch wenn es weiter Grausamkeiten, Gewalt und Ungerechtigkeit in der Welt gibt.

Das Leiden ist nicht Strafe Gottes – Gott leidet mit uns, wie Jesus gelitten hat. Und schenkt das Licht der Auferstehung.

Machen wir uns nichts vor. Es wird nicht leicht gehen. Daran erinnert uns Heinrich von Kleist. Aber wir wissen auch: Diese Solidarität blitzt nicht nur mal kurz auf, sondern zieht sich auch durch und entwickelt Kraft. Seit Adam und Eva, seit Maria und Josef und Jesus, und überall dort, wo Menschen aneinander denken und sich füreinander einsetzen.

Amen.

Was ist deine Powerbank?

Online-Predigt von Claudia Barth zum Sonntag Quasimodogeniti 19.4.2020

Die Predigt wurde gehalten in unserem Gottesdienst, den wir als Videokonferenz zusammen gefeiert haben.

I „Mein Akku ist alle!“

„Oh nein!“ Lautstark ärgert sich unsere jüngste Tochter. „Mein Akku ist alle!“ Trotz dieser relativ eindeutigen Grammatik ist allen drumherum klar, dass sie nicht von sich selber spricht. Es geht um ihr Smartphone. Und da sie jeden Moment den  Videoanruf ihres Freundes erwartet, ist jetzt Hektik angesagt. Einfach so den Stecker in die Steckdose ist viel zu unpraktisch, da das Kabel zu kurz ist. Wo ist also die Powerbank? So eine mobile Energiestation ist ganz schön hilfreich, wenn mal Not am Mann bzw. hier an der Frau ist 😊. Ein Aufladegerät – nüchtern deutsch hört es sich nicht halb so gut an. Aber eine „Powerbank“ – da ist sofort klar: hier ist neue Kraft, hier gibt es neue Energie für die wichtigen Momente des Alltags.

Und wir kennen das ja auch persönlich so: es gibt diese Momente, in denen urplötzlich alle Kraft weg ist, von Lust und Antrieb/Elan ganz zu schweigen. Aber eigentlich sollte diese Sache fertig sein oder jenes Projekt wenigstens noch auf den Weg gebracht sein. Mit der körperlichen Kraft schwindet auch die seelische – oder ist es doch umgekehrt? Jedenfalls sinkt mein Mut, meine Zuversicht schwindet dahin, Frust macht sich breit. Das es mal anders wird, ist schwer vorstellbar. Und einfach irgendwo den Stecker reinstecken zum Auftanken, geht ja bei uns nicht. Aber etwas Übung hat ja jede und jeder von uns in solchen Situationen: wir wissen, was jetzt nötig ist und gut tut: ich persönlich brauche was zum Lesen, zum Abtauchen, am besten mit einem Tee neben mir. Oder einen Spaziergang, einen Pilgerweg, zum Wahrnehmen, was Wunderbares um mich herum ist. Das ist meine persönliche Powerbank.

Was ist Ihre?

II Exil brauche einen Exit!

Manchmal ist die Erschöpfung aber lang anhaltend. Und es scheint keine funktionierende Powerbank mehr zu geben. Selbst die Powerbank fällt aus. So auf dem Trockenen, so vom Wichtigen, vom Leben abgeschnitten fühlten sich damals die Israeliten als sie im Exil in Babylon ausharren mussten. Sehr gerne hätten sie Exil gegen Exit getauscht! War aber nicht. Eine Rückkehr nach Israel, in das alte Leben, war sehr unwahrscheinlich. Dann war da aber doch diese Stimme. Der Prophet Jesaja verschafft sich Gehör mit einer erstaunlichen Botschaft (Jesaja 40):

„26 Hebt eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat all dies geschaffen? Er führt ihr Heer vollzählig heraus und ruft sie alle mit Namen; seine Macht und starke Kraft ist so groß, dass nicht eins von ihnen fehlt.

27 Warum sprichst du denn, Jakob, und du, Israel, sagst: »Mein Weg ist dem Herrn verborgen, und mein Recht geht an meinem Gott vorüber«?

28 Weißt du nicht? Hast du nicht gehört? Der Herr, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich.

29 Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden.

30 Jünglinge werden müde und matt, und Männer straucheln und fallen;

31 aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.

Ich stelle mir vor: da haben viele Zuhörerinnen tief durchgeatmet. Und gedacht: Ja, das ist die Kraft, die ich brauche. Da ist das Leben, das mir schon zu entgleiten drohte.

Im Moment stecken wir ja alle in so einer Luftanhalte- Situation. Und eine ganze Weile geht das auch.  Aber, naja, irgendwann ist „die Luft raus“. Platt wie eine Flunder ist man dann, erschöpft auf der ganzen Linie – obwohl es ja gerade viele Freiräume gibt. Aber Corana und Co. kostet Kraft. Trotz Frühling und Sonne und Wärme – ich bin erschöpft. Die Worte des Jes lassen mich Atem holen, zu Atem kommen. Sie erleichtern mich. Und trösten. Und ich ahne: da ist eine Powerbank, die funktioniert, die mir Leben gibt.

III Gott ist unsere Powerbank

Denn dieser Schöpfergott, dem sogar die Sterne gehorchen (eine Breitseite gegen die Astralgottheiten der Babylonier!), der ist nicht müde und matt. Er schläft auch nicht (womöglich noch so eine Breitseite).

Er ist ewig. Und er hat Kraft, die er weitergibt. Er ist ein Kraftgeber, eine Powerbank und ein Ohnmächtigen- Stärker. Er gibt Körper und Geist wieder neue Energie. Neue Kraft ist da, aber auch neue Zuversicht. Es macht sich Hoffnung breit. Damals war es körperliche Kraft für die Israeliten (wie mit zusätzlichen Adlerschwingen), aber vor allem eine neue Macht der eigentlich Ohnmächtigen. Die Hoffnung war zurück. Die Hoffnung auf Leben.

Coronakrise ist kein Exil – auch wenn es sich manchmal so anfühlt mit all den neuen Regeln. Aber Coronakrise … kann so ermüdend und anstrengend sein wie eine Exilserfahrung. Eben weil wir ganz anders leben müssen, weil uns Vertrautes und vertraute Menschen fehlen. Und so kommt mir Gott unvermutet sehr nahe in diesen Worten des Jes. Adlerflügel und Zuversicht lassen mich anders auf das blicken, was kommt. Ich habe wieder Mut zum Durchhalten und neue Kraft zum Dranbleiben – mit Kontaktbeschränkungen zum Schutz anderer, zum Maskentragen in der Öffentlichkeit. Das macht Sinn, weil wir es zusammen tun, und so eine viel größere Chance haben, das Virus längerfristig einzudämmen.

Und außerdem: Vieles was wir jetzt miteinander erfahren, ist gut und wert, dass wir es bewahren: Solidarität, der Blick auf den anderen, Zusammenarbeit, die Telefonate und Videochats, die guten Wünschen/Segen unter emails und Nachrichten, Gottesdienste to go und die Verbundenheit im Gebet,  …

Tatsächlich verleiht mir dieses Bibelwort Flügel, tröstet und ermutigt mich.

Gott ist meine Powerbank! Bei ihm tanke ich auf. Gewinne neue Kraft und Zuversicht fürs Leben. Er ist der Lebens-bringer. 

Das ist meine Osterbotschaft!

Was verbindest du mit der Powerbank Gott?

Wo ist Gott in der Corona-Krise? – Karfreitagsgedanken

Wo ist Gott in der Corona-Krise? So viel Leiden – und Gott?

Manche sagen: Jetzt straft Gott die Menschheit. Andere wollen den Teufel austreiben. Andere sagen: Gott wird uns auch nicht helfen. Wo ist Gott?

An Karfreitag sehen wir, wie Jesus am Kreuz stirbt. Und denken an all das Leid in der Welt. Die Jüngerinnen und Jünger fragen sich auch: Was geschieht denn jetzt? Wieso tut Gott denn nichts? Ihr Weltbild bricht zusammen.

Aber dann erleben sie, dass Jesus nicht einfach weg ist. Sein Geist lebt – er selbst lebt! Er lebt in ihnen. Sie merken: Das was sie mit Jesus und untereinander verbindet ist stärker als der Tod.

Und damit hat sich für sie etwas verändert: Sie sehen jetzt Jesus nicht mehr als den Gescheiterten, sondern wirklich als den, in dem Gott ihnen nah gekommen ist – als Sohn Gottes, sie können es nicht mehr anders sagen, obwohl das eigentlich nicht „political correct“ ist, das kann man eigentlich nicht so sagen. Aber sie können nicht anders.

Damit verändert sich aber noch mehr. Damit ist sozusagen Gott selbst am Kreuz gestorben. Was das bedeutet, hat die Christenheit noch länger beschäftigt, und ich denke, es bleibt ein Rätsel.

Aber ich sehe das als Chance und als Stärke. Gott ist nicht nur der Gott aben im Himmel, der mächtige, der Herr der Geschichte. Sondern Gott ist auch mitten im Leiden. Und auch in den Menschen, die lieben und mitleiden und versuchen, leiden zu verhindern oder wenigstens zu lindern.

Die Rede von der Dreieinigkeit Gottes ist ein Versuch, dieser Komplexität gerecht zu werden. Gott ist vielfältig, mindestens dreifältig, und trotzdem einer.

Wo ist Gott in der Corona-Krise?