Archiv der Kategorie: Interkulturell

Die Gemeinde ist offen für Menschen jeder Herkunft. Wir haben ein Haus zum Ankommen zur Verfügung gestellt. Wir organisieren Sprachkurse und  Unterstützung  und sind sehr dankbar für die Ehrenamtlichen, die das ermöglichen. Beim Treffpunkt International jeden Mittwoch um 17.30 Uhr im Bistro des Stadtteilzentrums kommen Menschen zusammen – Flüchtlinge, Migranten, Einheimische Menschen  ohne und mit dem ein oder anderen  Migrationshintergrund, die Freude an Vielfalt haben und die Gemeinschaft suchen. Bei der Offenen Bühne Weltmusik ist Musik die Sprache, die Menschen jeder Herkunft verbindet. Bei vielen weiteren Angeboten sind wir zusammen aktiv und lernen einander besser kennen. Herzlich willkommen!

Meine „Gessa“ – und Veranstaltungen zu Äthiopien

Zemenu Tenagne leistet einen Bundesfreiwilligendienst in unserer Gemeinde. Er ist Journalist aus Äthiopien und hat dort für wichtige Medien geschrieben.

Vor ungefähr einem Jahr haben wir begonnen, den großen Teppich zu knüpfen, aus Stoffresten. Ich habe damals auch ein besonderes Teil geknüpft, eine „Gessa“, und zwar in der selben Technik, nur mit anderem Material.

Eine „Gessa“ (amharisches Wort) ist ein Tuch, das vor allem im Norden Äthiopiens verwendet wird. Die Menschen, vor allem die Hirten, benutzen sie in der Regenzeit, wenn sie sich um ihre Tiere kümmern, und auch die Bauern, wenn sie ihre Arbeit auf dem Feld verrichten. Man sagt:

Meine Gessa ist mein Haus, meine Hütte, mein Schutz

Wo ich mich vor dem Regen in der Winterzeit schütze.

Die Menschen sammeln Gras vor der Regenzeit und legen es zum Trocknen nach draußen. Wenn die Gessa geknüpft ist, schenkt es eine Person, meist der Vater, sie der ganzen Familie. Wenn der Vogelgesang verstummt und der Himmel voller Wolken und Regen ist, kommt die Gessa von ihrer Aufhängung herunter und beginnt ihren Dienst.

Die Äthiopier haben großen Respekt vor ihrer Gessa. In der Tat, wenn den Menschen oder Dingen, die in der Zeit der Schwierigkeiten helfen, kein Respekt entgegengebracht wird, wem könnte dann ein herzlicher Dank, Respekt und Ehre entgegengebracht werden? In der Bibel heißt es in 1. Thessalonicher 5:18: „Dankt in allen Umständen…“

Ich kam in diese Gemeinde in einer solchen Zeit der Not. Ich musste mein Heimatland verlassen, weil es dort für mich sehr gefährlich geworden war aufgrund meiner journalistischen Tätigkeit. Aber auch mein weiterer Weg in Europa war sehr schwer. Für mich war es besonders wichtig, nach meiner Flucht aus Äthiopien hier in dieser Gemeinde einen Schutz-Ort zu finden. Diese Gemeinde war und ist meine Gessa. Gleichzeitig bin ich froh, in meinem Bundesfreiwilligendienst zusammen mit anderen  weiter an unserer Gessa zu knüpfen, an diesem Schutzraum in Notsituationen.  Ich versuche dankbar zu sein—und mein Bestes zu geben für diese Gemeinschaft.                 Zemenu Tenagne Zeleke

Der dritte Raum – Interview mit Steve Ogedegbe

Hier das ganze Interview:

Hier die im Gemeindebrief erschienene gekürzte Version:

Steve, es gibt in der postkolonialen Debatte eine Theorie vom dritten Raum, von Homi K. Bhabha entwickelt. Der erste Raum ist der eigene Raum, der zweite Raum ist der andere Raum bzw. der Raum der anderen, der dritte Raum ist der Begegnungsraum. Euch war sehr wichtig, dass ihr nicht als Gastgemeinde in die Neue Brüderkirche kommt, sondern als Kooperationsgemeinde. Und mit dieser Theorie könnte man dann sagen: nicht in den zweiten Raum zu wechseln und sich da bewegen zu müssen, sondern in den dritten Raum. Kann man das so sagen?

Ja, weil wir den dritten Raum als einen Raum definieren, in dem es ownership identity gibt, d.h. eine Form von gemeinsamem Eigentümer sein. Wir geben beide Macht ab und definieren den Ort neu, indem Beziehungen entstehen, und an die Stelle unserer Macht tritt die Macht Gottes. Die konfessionelle Unterschiedlichkeit ist dann kein Problem mehr im Haus Gottes.

Was macht den dritten Raum sonst noch aus, und: Wie kann Begegnung gelingen?

Ich sehe es so: Es ist ein Ort des Experiments. Jeder kann sich frei bewegen, jeder kann sich auch entfalten, ohne Angst zu haben, ohne Überlegenheit zu spüren, das heißt man ist ganz frei darin. Der dritte Ort ist ein Safe Space.

Das ist interessant, denn viel definieren ihren Safe Space nicht unbedingt als den dritten Raum, sondern als den eigenen Raum!

Ja, aber für mich ist es der dritte Raum, weil ich immer vom beiden Kontexten her reflektiere, und weil ich auch immer ziemlich beschäftigt bin mit der second generation, hab ich den dritten Ort als Safe Space gesehen. Das gilt insbesondere für die second generation, für die third culture kids, die Kinder aus interkulturell gemischten Familien. Ein dritter Ort, wo kein Deutscher sie unterdrückt und ihnen sagt: „Du bist in unserem Land, du gehörst nicht zu uns“, sondern ein Ort, wo wir gemeinsam gestalten. Dieser dritte Ort ist der einzige Ort, wo sie sich wiederfinden, wo sie angenommen sind als Mensch. Oft sind sie ja in gewisser Weise Opfer dieser komplexen Gesellschaft, sie werden nicht verstanden und in der Schule unter ihren Möglichkeiten gehalten, sie fühlen sich irgendwie verloren. Aber durch den dritten Ort bricht eine Hoffnung herein, wieder in die Gesellschaft zurückzukommen, das ist sehr wichtig. Sie erleben, dass sie gebraucht werden, Licht der Welt sein können, und sie können ihre Kreativität ausleben.

Wollen denn die Leute Begegnung? welche Erfahrungen machst du mit unseren beiden Gemeinden?

Wir sind unterwegs, wir lernen Distanz zu definieren und Identität, einzelne Identitäten und auch gemeinsame Identität. Die muss entwickelt werden, aber wir lieben diesen Prozess, und da sind wir bewusst reingegangen.

Kommen wir noch mal auf die Gestaltungsdetails zurück. Auch die sind ja wichtig für die Atmosphäre*.

Als wir unser erstes Gespräch über eine mögliche Kooperation geführt haben, haben wir über einige Sachen gesprochen, und da hast du gesagt: „Steve, ist kein Problem!“ Ja, der Raum soll Wiedererkennbares bieten für beide Seiten. Damit sind wir noch nicht fertig, aber jetzt ist  zum Beispiel der Kasten von unserer Leinwand grau lackiert, sieht gut aus! Wir sind gemeinsam auf diesem Weg. Es sieht schon richtig cool aus, auch das Licht hintendran.

Wir hatten vier Lichter, ihr hattet zwei etwas stärkere Lichter, und zusammengestellt sieht es richtig gut aus!

That’s why we say: We are loving it! Wir lieben es!

Die Fragen stellte Stefan Nadolny.

Mehr zu den Gedanken von Homi K. Bhabha finden sich zum Beispiel auf Wikipedia. Auch andere haben in der Soziologie vom dritten Raum gesprochen, allerdings damit nicht das selbe gemeint, z.B. Lefebvre.

Himmelfahrt auf dem Himmelsfels

Eine herzliche Einladung, den Himmelfahrtstag mit vielen Menschen, guter Musik und vielfältigen Workshops passenderweise auf dem Himmelsfels bei Spangenberg zu verbringen, wo auch Steve Ogedegbe arbeitet, der Pastor unserer Kooperationsgemeinde DICG. Donnerstag, 18. Mai 2023 von 12- 19 Uhr ist das ONE SPIRIT CAMP. Die Anreise ist noch nicht ganz geklärt (mit Bus, öffentlichen Verkehrsmitteln oder Privatautos). Weitere und aktualisierte Info über die Homepage, siehe QR-Code

Alternativ gibt es – bei gutem Wetter vor der Erlöserkirche Fasanenhof um 09.45 Uhr einen Himmelfahrts – Gottesdienst mit Pfarrerin Barth. Auch dazu eine herzliche Einladung!

Weitere Infos und Absprachen für die Tour bei den Pfarrer*innen.

Kunstprojekt Leid und Light

Wir haben ein besonderes künstlerisches Projekt vor—mit Ihnen und Euch! Wir wollen die beiden großen Leuchttische in der Neuen Brüderkirche zu einem Kreuz zusammenlegen und darauf während der Passionszeit Bilder von Leid und Hoffnung zusammenstellen.

Künstler*innen aus vier Kontinenten werden mit Gruppen und einzelnen zusammenarbeiten, mit verschiedenen Techniken. Möchten Sie bzw. möchtest Du mitmachen? Mehr und aktualisierte Infos bekommt man bei Stefan Nadolny unter 0157-38704495 oder stefan.nadolny@ekkw.de, oder bei Sol Blanco.

Das Projekt wird gefördert durch den Verlag und Verein „Andere Zeiten“ e.V..

In der Neuen Brüderkirche steht seit ca. 12 Jahren ein großer leuchtender Tisch in zwei Teilen, einer davon ist ca. 10 Meter lang, der andere ca. 4. Die Tische stammen aus einem Projekt des Kasseler Kunstvereins zur documenta 12, und wird intensiv genutzt für Vespergottesdienste, bei denen im gemütlichen Teil des Abends eine in jeder Hinsicht sehr gemischte Gemeinschaft zusammensitzt, ein Abendessen genießt und redet. Das Leuchten (im Inneren des von einem Architekten konstruierten Tisches befinden sich Leuchtstoffröhren) verleiht dem Essen immer eine besondere Atmosphäre (bzw. trägt dazu bei): „Essen im Licht“.

Diese zwei Tischteile wollen wir gegen Ende der Passionszeit zu einem Kreuz zusammenlegen, in der Mitte der Kirche, zum Altarbereich hin. Dieses leuchtende Kreuz wollen wir künstlerisch gestalten: Wir wollen viele Menschen einladen, Leiderfahrungen oder Leid, das ihnen Sorgen macht, auf diesem Kreuz darzustellen. Und dazwischen auch was ihnen Hoffnung macht. Leid und Leuchten.

Für die künstlerische Gestaltung wollen wir Künstler*innen einladen, die jeweils mit einer Gruppe von Menschen arbeiten. Auch Konfis, Kinder in den Kitas und in der Schule können Bilder beitragen, aber auch alle Erwachsenen vor Ort sind eingeladen. Die Arbeitsweisen können vielfältig sein und bleiben den Künstler*innen überlassen, wichtig ist nur, dass die Bilder in irgendeiner Weise lichtdurchlässig sind oder auf andere Weise mit dem Licht oder nicht Licht interagieren: Transparentpapier, Zeichnungen auf Papier, das durch Einölen transparent wird, Folien, eingeölte Collagen, farbiges Glas, Scherenschnitte, Seidenmalerei – vieles ist möglich. Die Künstler*innen sollen gemeinsam überlegen, wie eine Gesamtgestaltung aussehen kann.

An unserem Ort sind viele Leiderfahrungen präsent. Die Geflüchteten bringen ihre Geschichten mit und hören von ihren Verwandten. Viele ehrenamtlich Engagierte sind krank oder haben wegen ihrer Leiderfahrungen Probleme, die ihnen eine andere Arbeit unmöglich machen. Diese Leiderfahrungen sollen einen gemeinsamen Ort finden. Ob ein besonderes Gefühl von Solidarität im Leiden entstehen wird? Und was sich daraus ergeben wird? Das bleibt abzuwarten.

Wir haben einen Antrag gestellt, und das Projekt wird erfreulicherweise gefördert durch den Verein Andere Zeiten e.V.. Wir können so einigen Künstler*innen etwas Geld geben – nicht ein echtes Honorar, nur eine kleine Aufwandsentschädigung. Diese Künstler*innen werden dann mit allen anderen Interessierten zusammen an der künstlerischen Gestaltung arbeiten.

Bei Interesse bitte melden bei Pfarrer Stefan Nadolny, Tel. 0157-38704495, oder bei Sol Blanco, die das Projekt koordiniert.

Zeiten nach Vereinbarung, oder jeden Freitag von 15-19 Uhr im ook_Café im Stadtteilzentrum Wesertor, Weserstraße 26.

Improvisation aus der Stille

mit Ursel Schlicht und Stefan Nadolny

und mit allen interessierten Musikerinnen und Musikern

Es ist immer wieder ein Experiment, aber „es ist noch immer gut gegangen“ (wie die Kölner sagen …): Musikalische Improvisation. Nach einigen gelungenen Experimenten wollen wir regelmäßig daran arbeiten, und zwar mit der Jazzmusikerin Ursel Schlicht. Dabei geht es uns darum, der Stille Raum zu geben.

Musikalische Muster lassen wir zu Hause. Wir geben der Stille Raum, und erlauschen erste Impulse. Wir folgen der Empfindung im Moment. Wir hören intensiv aufeinander und finden gemeinsame, aber vergängliche Melodien und Rhythmen. Die Stille ist der Rahmen und der Grundton. Zur Stille kehren wir immer wieder zurück. Die Beziehung, der musikalische Raum und die Kommunikation sind der Ausgangspunkt für die interagierenden Musiker*innen.

Es ist spirituell. Es entsteht ein Raum der Freiheit und der Achtsamkeit. Es ist Kunst. Es ist schön, wenn auch nicht immer harmonisch.

Am Dienstag, den 28.3.23 um 18.30 Uhr und am Dienstag, den 23.5.23 um 19 Uhr in der Neuen Brüderkirche. Weitere Dienstag werden folgen.

Gefördert vom Kulturamt der Stadt Kassel

Nikolaus-Musical

Am Nikolaus-Tag 6.12.2022 um 15 Uhr findet wieder die interkulturelle Nikolausfeier für Kinder und Familien statt auf dem Hof des Stadtteilzentrums.

Wir haben dafür ein Nikolaus-Musical eingeprobt, das in diesem Rahmen aufgeführt wird.

Das Stück hat Ricarda Gehrke geschrieben.

Die Schauspieler*innen fiebern schon der zweiten Aufführung entgegen und freuen sich drauf! Die erste Aufführung war am ersten Advent in der Erlöserkirche.

Hier noch mal das kleine Nikolaus-Video vom letzten Jahr: