Ayman Jaafari arbeitet aus Liebe, um anderen zu helfen

Christen und Muslime haben in der Neuen Brüderkirche „keine Probleme miteinander“

Etwa ein Dutzend Bewerbungen hat Ayman Jaafari an Leiharbeitsfirmen geschrieben, dann hat er mit 55 Jahren eine Beschäftigung gefunden als Maschinenbediener in einer Druckerei. Denn in Deutschland werden Beschäftigte gesucht, sagt der Syrer, der vor fünf Jahren hierher kam. Sein Ziel ist es, bei der Deutschen Bahn Zugbeleiter zu werden. Dafür lernt er Deutsch bis zum Level C 1 und qualifiziert sich von Prüfung zu Prüfung. Denn zu Hause in Syrien war er auch Zugbegleiter. Wenn Fernreisen in die Türkei oder den Iran zu begleiten waren, ging er nachmittags zum Bahnhof in Damaskus und trat seinen Dienst an. Das war einer seiner beiden Berufe. Bei „Superwhite“, einem Hersteller von Waschmittel und Seife, war Ayman Jaafari Abteilungsleiter in der Produktion: „Wenn man gut leben will in Syrien, dann hat man zwei Berufe. Ich habe zwölf Stunden am Tag gearbeitet, und meine Frau und ich haben gut gelebt.“ Die beiden hatten zwei Wohnungen am Stadtrand von Damaskus und ein Auto. Dann kam der Krieg, und alles wurde zerstört. Die Wohnungen, der Bahnhof, die Fabrik. Es gab keine Arbeit mehr. Die Früchte von 30 Jahren Anstrengung waren verloren.

„Wir konnten dort nicht mehr leben. Deswegen haben meine Frau und ich Syrien verlassen. Wir kamen nach Deutschland in die Erstaufnahme nach Gießen und dann mit einem Transfer nach Kassel. Wir wohnen an der Gartenstraße in der Nähe der Neuen Brüderkirche. Hier in der Kirchengemeinde traf ich mich jeden Mittwoch mit Deutschen und mit Ausländern, um mit Menschen in Kontakt zu kommen. Die Treffen haben mir viel geholfen, um Deutsch zu lernen. Eine andere Sprache zu lernen, das ist schon schwer, und der Kontakt in der Kirchengemeinde hilft mir sehr. Dann fragte mich Stefan Nadolny, der Pfarrer, ob ich beim Essenausteilen an die Bedürftigen helfen würde, und seit März 2020 kam ich drei Mal in der Woche, um Lebensmittel zu sortieren und diese auszugeben. Ich arbeite hier aus Liebe. Wir helfen armen Leuten, und es ist schön, mit anderen zu reden und ihnen zu helfen. Deshalb habe ich auch weitergemacht, nachdem ich meine Arbeit gefunden habe, auch wenn ich jetzt nur noch 1-2 mal in der Woche kommen kann.“

Missverständnisse wegen der Sprache, räumt Ayman Jaafari ein, gebe es immer wieder. Darum hat Stefan Nadolny auch einmal einen „Diversity Empowerment Kurs“ zusammen mit einer benachbarten afrikanischen Gemeinde (der DICG) angeboten. Deutsche und Ausländer haben verschiedene Szenen aus dem Alltag nachgespielt. Zum Beispiel erzählte eine Nigerianerin von ihrem früheren Ärger am Arbeitsplatz. Auf Kollegen wirkte sie aggressiv, dabei sprach sie einfach nur laut – wie sie es aus ihrer Heimat gewohnt war. Durch ein Gespräch konnte der Konflikt dann beigelegt werden, und die Gruppe lernte daraus.  

Die Zusammenarbeit mit den ehrenamtlichen Helfern in der Gemeinde ist für Ayman Jaafari „sehr schön, wir sind wie eine Familie. Wenn jemand Hilfe braucht, heißt es: Sag mir Bescheid! Ich habe Freunde gefunden, und wir besuchen uns. Es sind Tunesier und Polen, Rumänen und Türken, Deutsche und Syrer. Wir sprechen Deutsch und Arabisch untereinander. Ich bin zufrieden. Und Christen und Muslime haben hier keine Probleme miteinander. Es ist wie vor dem Krieg in Syrien, als Christen und Muslime ohne Probleme miteinander lebten.“

Portrait: Claus Müller von der Grün – Foto: Karola Müller von der Grün

Herzlich Willkommen in der Erlöserkirche Fasanenhof und in der Neuen Brüderkirche!