Herzliche Einladung!
Archiv für den Monat: Februar 2023
Gemeindebrief hoffnungszeichen+ zum Thema Räume
Der neue Gemeindebrief ist in Druck – und hier schon verfügbar als pdf:
Das Thema war sehr spannend, und es gibt hier Texte von ganz vielen Autor*innen! Herzlichen Dank an alle!
Wir wollen zu einigen Stichworten daran noch etwas weiter schreiben, und wir hoffen, dass es später eine Art zweite Auflage gibt mit noch mehr zum Thema Räume!
Weltgebetstag Taiwan
Glaube bewegt
Wir laden ein zum Weltgebetstag am 3. März 2023 um 17:00 in die Erlöserkirche Fasanenhof.
Meine „Gessa“ – und Veranstaltungen zu Äthiopien
Zemenu Tenagne leistet einen Bundesfreiwilligendienst in unserer Gemeinde. Er ist Journalist aus Äthiopien und hat dort für wichtige Medien geschrieben.
Vor ungefähr einem Jahr haben wir begonnen, den großen Teppich zu knüpfen, aus Stoffresten. Ich habe damals auch ein besonderes Teil geknüpft, eine „Gessa“, und zwar in der selben Technik, nur mit anderem Material.
Eine „Gessa“ (amharisches Wort) ist ein Tuch, das vor allem im Norden Äthiopiens verwendet wird. Die Menschen, vor allem die Hirten, benutzen sie in der Regenzeit, wenn sie sich um ihre Tiere kümmern, und auch die Bauern, wenn sie ihre Arbeit auf dem Feld verrichten. Man sagt:
Meine Gessa ist mein Haus, meine Hütte, mein Schutz
Wo ich mich vor dem Regen in der Winterzeit schütze.
Die Menschen sammeln Gras vor der Regenzeit und legen es zum Trocknen nach draußen. Wenn die Gessa geknüpft ist, schenkt es eine Person, meist der Vater, sie der ganzen Familie. Wenn der Vogelgesang verstummt und der Himmel voller Wolken und Regen ist, kommt die Gessa von ihrer Aufhängung herunter und beginnt ihren Dienst.
Die Äthiopier haben großen Respekt vor ihrer Gessa. In der Tat, wenn den Menschen oder Dingen, die in der Zeit der Schwierigkeiten helfen, kein Respekt entgegengebracht wird, wem könnte dann ein herzlicher Dank, Respekt und Ehre entgegengebracht werden? In der Bibel heißt es in 1. Thessalonicher 5:18: „Dankt in allen Umständen…“
Ich kam in diese Gemeinde in einer solchen Zeit der Not. Ich musste mein Heimatland verlassen, weil es dort für mich sehr gefährlich geworden war aufgrund meiner journalistischen Tätigkeit. Aber auch mein weiterer Weg in Europa war sehr schwer. Für mich war es besonders wichtig, nach meiner Flucht aus Äthiopien hier in dieser Gemeinde einen Schutz-Ort zu finden. Diese Gemeinde war und ist meine Gessa. Gleichzeitig bin ich froh, in meinem Bundesfreiwilligendienst zusammen mit anderen weiter an unserer Gessa zu knüpfen, an diesem Schutzraum in Notsituationen. Ich versuche dankbar zu sein—und mein Bestes zu geben für diese Gemeinschaft. Zemenu Tenagne Zeleke
Der dritte Raum – Interview mit Steve Ogedegbe
Hier das ganze Interview:
Hier die im Gemeindebrief erschienene gekürzte Version:
Steve, es gibt in der postkolonialen Debatte eine Theorie vom dritten Raum, von Homi K. Bhabha entwickelt. Der erste Raum ist der eigene Raum, der zweite Raum ist der andere Raum bzw. der Raum der anderen, der dritte Raum ist der Begegnungsraum. Euch war sehr wichtig, dass ihr nicht als Gastgemeinde in die Neue Brüderkirche kommt, sondern als Kooperationsgemeinde. Und mit dieser Theorie könnte man dann sagen: nicht in den zweiten Raum zu wechseln und sich da bewegen zu müssen, sondern in den dritten Raum. Kann man das so sagen?
Ja, weil wir den dritten Raum als einen Raum definieren, in dem es ownership identity gibt, d.h. eine Form von gemeinsamem Eigentümer sein. Wir geben beide Macht ab und definieren den Ort neu, indem Beziehungen entstehen, und an die Stelle unserer Macht tritt die Macht Gottes. Die konfessionelle Unterschiedlichkeit ist dann kein Problem mehr im Haus Gottes.
Was macht den dritten Raum sonst noch aus, und: Wie kann Begegnung gelingen?
Ich sehe es so: Es ist ein Ort des Experiments. Jeder kann sich frei bewegen, jeder kann sich auch entfalten, ohne Angst zu haben, ohne Überlegenheit zu spüren, das heißt man ist ganz frei darin. Der dritte Ort ist ein Safe Space.
Das ist interessant, denn viel definieren ihren Safe Space nicht unbedingt als den dritten Raum, sondern als den eigenen Raum!
Ja, aber für mich ist es der dritte Raum, weil ich immer vom beiden Kontexten her reflektiere, und weil ich auch immer ziemlich beschäftigt bin mit der second generation, hab ich den dritten Ort als Safe Space gesehen. Das gilt insbesondere für die second generation, für die third culture kids, die Kinder aus interkulturell gemischten Familien. Ein dritter Ort, wo kein Deutscher sie unterdrückt und ihnen sagt: „Du bist in unserem Land, du gehörst nicht zu uns“, sondern ein Ort, wo wir gemeinsam gestalten. Dieser dritte Ort ist der einzige Ort, wo sie sich wiederfinden, wo sie angenommen sind als Mensch. Oft sind sie ja in gewisser Weise Opfer dieser komplexen Gesellschaft, sie werden nicht verstanden und in der Schule unter ihren Möglichkeiten gehalten, sie fühlen sich irgendwie verloren. Aber durch den dritten Ort bricht eine Hoffnung herein, wieder in die Gesellschaft zurückzukommen, das ist sehr wichtig. Sie erleben, dass sie gebraucht werden, Licht der Welt sein können, und sie können ihre Kreativität ausleben.
Wollen denn die Leute Begegnung? welche Erfahrungen machst du mit unseren beiden Gemeinden?
Wir sind unterwegs, wir lernen Distanz zu definieren und Identität, einzelne Identitäten und auch gemeinsame Identität. Die muss entwickelt werden, aber wir lieben diesen Prozess, und da sind wir bewusst reingegangen.
Kommen wir noch mal auf die Gestaltungsdetails zurück. Auch die sind ja wichtig für die Atmosphäre*.
Als wir unser erstes Gespräch über eine mögliche Kooperation geführt haben, haben wir über einige Sachen gesprochen, und da hast du gesagt: „Steve, ist kein Problem!“ Ja, der Raum soll Wiedererkennbares bieten für beide Seiten. Damit sind wir noch nicht fertig, aber jetzt ist zum Beispiel der Kasten von unserer Leinwand grau lackiert, sieht gut aus! Wir sind gemeinsam auf diesem Weg. Es sieht schon richtig cool aus, auch das Licht hintendran.
Wir hatten vier Lichter, ihr hattet zwei etwas stärkere Lichter, und zusammengestellt sieht es richtig gut aus!
That’s why we say: We are loving it! Wir lieben es!
Die Fragen stellte Stefan Nadolny.
Mehr zu den Gedanken von Homi K. Bhabha finden sich zum Beispiel auf Wikipedia. Auch andere haben in der Soziologie vom dritten Raum gesprochen, allerdings damit nicht das selbe gemeint, z.B. Lefebvre.
Seminar auf der Altstädter Hütte an Pfingsten 23
Herzliche Einladung zu einem Ausflug in den Natur-Raum! Wir starten nach dem Pfingstgottesdienst und bleiben über Nacht auf der Hütte. 28.5.23, 13 Uhr bis 29.5.23 (Pfingstmontag) ca. 16 Uhr. Info bei Pfarrer Stefan Nadolny
Vor Corona sind wir schon öfter auf der Altstädter Hütte gewesen, s. Schlagwort und Suche auf dieser Homepage.
Die Hütte ist ein wunderbarer Ort in der Natur. Dort wollen wir eine Zeit der Stille genießen, uns in der Natur aufhalten. Wir wollen bewusst wahrnehmen. Wir üben das, mit Achtsamkeitsübungen und ähnlichem. Eine genaue Planung steht noch nicht fest und wird hier nach und nach ergänzt.
Einladung zum Friedensgebet
Noch mehr Gedanken zum Thema Räume
Neben den im Gemeindebrief veröffentlichten Artikeln ist uns noch viel mehr eingefallen zum Thema Räume. Diese und noch mehr Gedanken werden einfließen in eine spätere digitale, erweiterte Fassung des hoffnungszeichen+. Unten folgen nach und nach Texte zu Stichworten aus dieser Sammlung
Das kreative Feld (Burow), Forschung an der Uni Kassel über Armut und Sozialräume, das Stichwort Atmosphäre und Heiliger Geist als räumliches Gefühl, Gemeinwesenarbeit, Gemeinwesendiakonie und sozialraumbezogene Sozialarbeit, Utopie und Heterotopie (Foucault), Gott als Maqom (Andreas Lipsch), Wärmeräume für den Winter—ein experimentelles Kunstprojekt von raamwerk und Kunststudierenden und ein Aufwärmraum für die Neue Brüderkirche, Zwischenräume im Werk von Rana Matloub, der Möglichkeitsraum im Systemischen Coaching, Texträume in Bibliodrama und Bibliolog, Raumempfinden in verschiedenen christlichen Konfessionen, die Stiftshütte in der Exodus-Erzählung: Gott und Raum, Resonanz-Räume (Hartmut Rosa), Waldbaden und die Altstädter Hütte, Begegnungszelt und Teppichprojekt
Actionbound
Über die App „Actionbound“ kann man digitale Schnitzeljagden organisieren. Das haben wir vor, zunächst mal rund um die Neue Brüderkirche, für die Konfis und für alle Interessierten. Wer will mitmachen? Bitte melden bei Vikar Timo Janssen, Tel. +49 175 6272526 oder timo.janssen@ekkw.de.
In der Woche nach Ostern soll das Projekt starten, Termin bitte bei Timo Janssen erfragen.
Mehrfachnutzung unserer Kirchen
Hier ein Interview im Hessischen Rundfunk zur Mehrfachnutzung der Neuen Brüderkirche.
Eine Kirche ist ein besonderer Raum und wird in manchen Traditionen als „heiliger Raum“ angesehen. Oft drückt sich das auch in der Architektur aus, z.B. durch die aufstrebenden Konstruktionen der Gotik, oder durch dicke Mauern, die Abgrenzung zum Außen signalisieren. Auch in der Neuen Brüderkirche: Da gibt es keine großen Fenster, sondern nur den Streifen Glasbausteine oben—eine Abgrenzung zur Außenwelt.
Traditionellerweise bedeutet diese Heiligkeit, dass alles Weltliche draußen bleibt. So ist es zum Beispiel in der orthodoxen Tradition unserer eritreischen Gäste unüblich, dass in Kirchen gegessen wird (außer dem Brot, das extra für diesen zweck gebacken wird). Und dieser Tradition folgend wurden auch bei uns neben den Kirchen auch Gemeindehäuser gebaut.
In unseren Kirchen besteht diese Trennung inzwischen nicht mehr, was in der protestantischen Haltung begründet ist und auch damit zusammenhängen mag, dass wir keine Gemeindehäuser mehr haben. An der Neuen Brüderkirche ist schon vor mehr als 10 Jahren aus dem Gemeindehaus das Stadtteilzentrum geworden, und in das Gemeindehaus an der Erlöserkirche ist die Kita Fasanenhof eingezogen. Beides begrüßen wird, und es führt auch zu einer anderen Wahrnehmung und Nutzung der Kirchen: In der Neuen Brüderkirche findet das Sortieren für die Lebensmittelverteilung statt. Die Erlöserkirche wird auch von der Kita genutzt, z.B. für die beliebten Bobbycarrennen.
Wir freuen uns, dass sich auch unsere Kooperationsgemeinde DICG, die die eritreische orthodoxe Gastgemeinde und die anderen Mitarbeitenden auf diese Mehrfachnutzung einlassen. Diese erfordert gleichzeitig eine besondere Sensibilität für die Besonderheit des Raumes. Die „weltlichen“ Nutzungen nehmen wahr, dass es trotz der vielfältigeren Nutzungen ein Raum für das Heilige bleibt. Wir achten den Altarbereich, wir gehen respektvoll miteinander um. Gerade durch die diakonische Arbeit wird es besonders.
Auch seitens der Landeskirche gibt es inzwischen ein großes Interesse an diesen Mehrfachnutzungen, so hat auch die Bischöfin in ihrem Bericht auf der Synode darüber gesprochen. Es geht um einen Wandel des Bewusstseins „vom Place zum Space“. SN