Wir feiern wieder Gottesdienst!

Es geht wieder los ….

die Gottesdienste der Ev. Hoffnungskirchengemeinde finden wieder statt!

PFINGSTGOTTESDIENST – Wie der Geist Gottes uns überrascht und bewegt

                     „Was geht?“ oder„Was will das werden?“

Sonntag, 31. Mai 2020 um 11.00 Uhr vor der Erlöserkirche, Grillparzerstraße

Wir freuen uns auf einen musikalischen Gottesdienst mit Pfarrerin Barth, der Kirchenband und Ihnen!

Die Abstandsregeln gelten weiterhin – denken Sie an Ihren Mund-Nasen-Schutz!

Online-Predigt zum Sonntag Exaudi 2020

Liebe Gemeinde,

die Corona-Krise macht uns zu schaffen, aber genaugenommen ist Corona nicht unser größtes Problem. Sondern durch Corona wird nur deutlich, welche großen Probleme unsere Welt sowieso hat: Klimawandel, Ungerechtigkeit, Kriege. Mangelnde Solidarität mit denen, die weniger haben und mit den späteren Generationen. Fehlender Weitblick in jeder Hinsicht.

Das wissen wir alle, aber dennoch fällt es den Menschen unglaublich schwer, ihr Verhalten zu ändern.

Dieses Problem ist aber nicht neu. Schon der Prophet Jeremia war darüber verzweifelt – und er hört Gott das hier sagen und gibt es weiter an das Volk Israel (Kapitel 31):

„31 Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen,

32 nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren Vätern schloss, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland zu führen, mein Bund, den sie gebrochen haben, ob ich gleich ihr Herr war, spricht der Herr;

33 sondern das soll der Bund sein, den ich mit dem Hause Israel schließen will nach dieser Zeit, spricht der Herr: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein.

34 Und es wird keiner den andern noch ein Bruder den andern lehren und sagen: »Erkenne den Herrn«, denn sie sollen mich alle erkennen, beide, Klein und Groß, spricht der Herr; denn ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nimmermehr gedenken.“

Ach, wäre das gut! Eine neue Verbundenheit mit Gott! Wenn jeder die guten Weisungen Gottes zu Frieden und Solidarität im Herzen hätte! Wenn es gar nicht nötig wäre, dass einer den anderen zurechtweisen muss, denn das führt doch nur zu Streit. Und wenn alle Sünde vergeben wäre!

Hm, hoppla, ein neuer Bund? Haben wir den nicht schon? Das Neue Testament, das bedeutet doch genau das: ein neuer Vertrag, ein neuer Bund. Gott hat in Jesus Christus mit den Menschen, die an ihn glauben, einen neuen Bund geschlossen, der auf Vergebung beruht und auf Einsicht, in dem es nicht um Zurechtweisung und Gesetze geht, sondern um das Miteinander von Klein und Groß im Wissen um die große Liebe Gottes.

Eigentlich ja. Nur leider ist das Problem nicht so nachhaltig gelöst, wie sich der Prophet Jeremia das als Ergebnis dieses neuen Bundes vorgestellt und gewünscht hat. Die Menschen ändern ihr Verhalten nicht so leicht. Bei einem Vespergottesdienst haben wir mal darüber nachgedacht. Da kam zum Beispiel die verhaltenssoziologische Erkenntnis zur Sprache, dass viele Menschen für Umweltschutz sind, aber nicht dementsprechend handeln.

Der neue Bund ist da, aber das Ergebnis steht noch aus. Und so löst dieser Text bei mir eigentlich vor allem die Frage aus: Wieso hat es nicht geklappt??? Er erinnert mich an meine Verzweiflung über das Christentum und auch die Kirchen selbst, und über die christlichen Gesellschaften. Ich liebe unsere Religion, ich liebe Jesus und was er getan hat, aber ich verzweifle über die Ergebnisse im Großen und Ganzen. Ja, da sind viele Hilfswerke, aber die anstehende Zerstörung der Welt ist durch das Gesellschafts- und Wirtschaftsmodell erst möglich geworden, das in den christlichen Gesellschaften entstanden ist und in einem vom Protestantismus geprägten Land (den USA) ihre Blüte gefunden hat.

Sind wir zu der Freiheit fähig, zu der wir berufen sind und an die der Prophet geglaubt hat? Ein Freiheit in Bindung an die Weisung Gottes in unseren Herzen? Diese dringliche Frage wird durch die Geschichte beantwortet werden, aber sie ist auch eine Frage an jeden Einzelnen und jede Einzelne von uns. Bist du in der Lage, selbst zu tun, was richtig ist, oder brauchst du die Gesetze und vielleicht auch die Polizei und das Ordnungsamt, um dich dazu zu bringen?

Auch in der Corona-Zeit stellt sich diese Frage: Wie viele Verordnungen und Einschränkungen unserer Freiheitsrechte brauchen wir, damit es bei uns nicht zu einem solchen Massensterben kommt wie es in anderen Ländern der Fall ist? Je besser sich die Menschen an die Einschränkungen halten, desto weniger harte Ordnungsmaßnahmen sind nötig, um sie durchzusetzen. Und an jeden einzelnen stellt sich die Frage: Was tue ich aus Einsicht, und was nur weil es ein Gesetz ist? Und welche Aktionen der Solidarität starten Menschen – während andere Solidarität ausnutzen und z.B. regelwidrig Gelder abgreifen.

Als Einzelne wollen wir uns immer mehr in diesen neuen Bund mit Gott hineinbegeben, der für uns im Christusgeschehen möglich geworden ist. Als Gemeinschaft werden wir immer Gesetze brauchen, die unsere Zusammenleben und unser Überleben sichern.

Gott gebe seinen Segen dazu.

Amen.

Stationenweg zu Himmelfahrt am 21. Mai 2020

Zu den angegebenen Zeiten treffen wir uns kurz für ein Gebet oder einen kleinen Impuls und laufen dann jeweils ca. 30 Minuten als lockere Gruppe (mit Abstand 😊) zur nächsten Station. Sie können eine, zwei oder alle Stationen und Wege mitmachen – je nach Interesse und Kraft! Vergessen Sie Ihren Mund-Nasen-Schutz nicht!

10.00             Neue Brüderkirche mit Morgengebet

10.45             Erlöserkirche mit Psalm/Text

11.30             LInderweg/Ihringshäuserstr. mit Impuls

12.15             Hasenhecke mit Himmelfahrts-Text

13.00             Kirchenweg (Wegekreuz Abzweig nach Ihringshausen) mit Gebet und Segen

Verabschiedung und Wege nach Hause über Nordfriedhof oder nach Ihringshausen und dann zurück.

Ich freue mich auf Sie und Euch!

Pfarrerin Claudia Barth

Online predigt von claudia barth

Predigt zum Sonntag Rogate, 17. Mai 20

I Hört Gott mich?

Eine der entscheidenden Fragen beim Glauben bezieht sich auf das Beten. Gläubige aller Religionen verbinden sich mit Gott durch das Gebet. Aber – hört Gott auch? 

Hört er die Klagen der erschöpften Mütter, die Sorgen und Zweifel der Nachdenklichen? Kommen das Lob der Begeisterten und die Bitten der Vertrauensvollen bei ihm an? Und die Rufe um Erbarmen in lebensbedrohlichen oder auch nur sehr bedrängenden Situation – erreichen sie das Ohr Gottes?

Das ist eigentlich schwer vorstellbar. Der Schöpfergott, der sowohl streitbar als auch barmherzig dargestellt wird und als ewig und anbetungswürdig gilt, im Gespräch mit dem Menschen? Und wenn er mich und meine Sorgen kennt – was tut er mit dem Gehörten? Antwortet er? 

Bei so vielen Fragen ist es erstaunlich, dass Menschen beten. Richtig logisch und folgerichtig scheint es nicht zu sein. Und doch tun es erstaunlich viele Menschen. 2008 waren es 51% der Deutschen, die Gebete „mindestens mit einer mittleren Intensität“ pflegten. Fast genauso viele stehen aber in Distanz zum Gebet. Aber beten ist offenbar sehr unabhängig vom Gottesdienst. Zum Beten muss niemand in ein Gotteshaus. Menschen beten privat. Sehr unterschiedlich in der Form und sicher mannigfaltig im Inhalt. Menschen beten im Stehen, Sitzen, Knien, mit erhobenen Händen oder mit gefalteten, sie sprechen laut oder leise, mehrfach am Tag oder nur in kurzen „Stoßgebeten“, sie danken und loben Gott, sie bitten für sich und andere, sie klagen. Auch mit Musik und Tanz, mit körperlichem Ausdruck, können wir uns mit Gott verbinden, beten.

Viele Menschen in allen Religionen beten. Dass sie es tun, ist für mich schon ein Teil der Antwort auf die kritische Frage: Hört Gott mich?  

Ein anderer Teil der Antwort hat mit der Bibel zu tun. Denn in der Bibel wird gebetet – viele Abschnitte kreisen um das Gebet der Gläubigen und die Folgen, die sich auftun. Da wird berichtet von Reaktionen Gottes auf Klagen, Not und Sorgen genauso wie auf Dank und Lob. Abraham fordert von Gott seine Barmherzigkeit für die Gerechten in Sodom ein. Mose bittet mehrfach für das eher untreue Volk Israel, die Psalmbeter bringen sowohl Klage als auch überschwängliches Lob für Rettung vor Gott (z.B. Psalm 95, der Wochenpsalm), König Salomo, Gelehrte, Priester und Propheten (Samuels Lehrer Eli, Daniel, Zacharias und Saulus!/Paulus) wenden sich selbstverständlich im Gebet an Gott. Genauso hören wir auch von einfachen Leutewie Jakob auf der Flucht, Jona im Fischbauch, Maria als sie Gottes Engel begegnet, und auch Hagar, die ungerecht behandelte Magd der Sara. Sie sagt nach höchster Not und Rettung: du bist der Gott, der mich sieht.

Es gab und gibt viele Menschen, die es tun. Sie wenden sich einem Gegenüber zu, dass sie als mächtiger als sich selber ansehen. Betende Menschen wissen von ihren Grenzen und Begrenzungen. Indem sie sich selbst als Geschöpf annehmen, erkennen sie die größere Macht, Kraft und Herrlichkeit dieses Gegenübers an. Sie wenden sich in einer bestimmten Haltung an Gott. Im Beten lassen sie Gott Gottwerden. Und bleiben selber Mensch. 

II Höre ich Gott?

Einer der Gründe für die vielen Geschichten in der Bibel und für das Beten überhaupt ist das, was dann geschieht. Als Beterin mache ich eine gänzlich unerwartete Erfahrung: Ich bin eben nicht nur kleines Geschöpf vor dem großen GottGott schaut mich an. So wie Hagar das in der lebensbedrohlichen Wüste erlebte: du, Gott, siehst mich. Ich bin dir wichtig. Ich bin würdig zu leben, in deiner Gegenwart zu leben. Im Beten erfahre mich als Teil des Ganzen. Vor Gott erkenne ich meine Würde. Er macht mich nicht klein. Im Gegenteil. Er begibt sich auf meine Ebene. Kommt sozusagen zu mir. Gott macht sich klein für mich. 

Diese Erfahrung lässt mich aufhorchen, lässt mich hören. Denn wenn Gott hört, dann antwortet er womöglich auch. Tatsächlich bezeugen das unzählige Beter*innen. Und ebenso unzählige Möglichkeiten der Antwortform sind bezeugt. Wie wir Menschen wiederum Gott hören – dafür gibt es kaum Worte. Bilder und Analogien helfen uns, das kaum sagbare zu benennen. Oft wird diese Erfahrung Gottes mit dem Heiligen Geist verbunden. Da Gott uns mit seinem Atem, seinem Geist, zum Menschsein erweckt (das ist im Hebräischen dasselbe Wort: ruach), sind wir mit seinem „Geist“ erfüllt. Und können folglich als sein Geschöpf den Schöpfer auch verstehen. 

Eine Kollegin hat das mal so beschrieben: 

Beim Beten fällt ihr plötzlich der Name einer Freundin ein. Ganz deutlich ist ihr, dass diese Freundin eine Ermutigung brauchen könnte. Obwohl sie sicher schon bei der Arbeit ist und sie selber mitten im Gebet, hört die Kollegin auf diese innere Wahrnehmung. Sie sendet der Freundin ein kurze, ermutigende Sprachnachricht – und bekommt einige Stunden darauf ein herzliches Dankeschön. Für die Freundin war es die Ermutigung, die sie angesichts ihres besonderen Tages von Gott erbeten hatte.

Ich kenne solche Erfahrungen auch. Und glaube nicht an Zufälle, sondern an die besondere Verbindung, die Beterinnen und Beter zu Gott haben und auch mit Menschen haben können. Beten verändert meine Haltung zu mir selber, und dann auch die Haltung zu meiner Nächsten. Und ich glaube auch, dass wir empfindsamer, aufmerksamer werden als Beter*innen. Regelmäßiges Beten bringt uns näher zu den Menschen. Nicht umsonst war das schon in der frühen Kirche bis heute ein Thema: Beten ist kein Selbstzweck. Wer für sein Ansehen betet oder um eine religiöse Norm zu erfüllen, der verfehlt die entscheidende Erfahrung. Aus dem Beten resultiert letztlich immer das Tun. 

III Und wie kommen wir zusammen?

Aber wie geht das nun? Zum Glück war das auch die Frage der Jünger Jesu. Vielleicht sind sie neugierig geworden. Täglich hatten sie den offenbar mehrfach betenden Jesus vor sich. Was hat es mit dem Beten auf sich? Ist es womöglich der Grund für Jesu besondere Art? Und neidisch waren die Jünger vielleicht auch. Immerhin hatte Johannes der Täufer seine Jünger sozusagen eingeweiht ins Beten. Die Jünger Jesu jedenfalls wollen auch eingeweiht werden erzählt Lukas: Beten lernen. Und Jesus entspricht dem ohne Umschweife. Er gibt ihnen ein Gebet.

Ein Gebet, dass auch heute noch, nach 2000 Jahren gebetet wird, auf er ganzen Welt. Es ist eine wunderbare Art, die Verbindung zu Gott aufzunehmen – und zu halten. Wer keine eigenen Worte hat, findet sie hier. Jesus sagt (Mt 6,9-13):

„Darum sollt ihr so beten: Unser Vater im Himmel!  

Dein Name werde geheiligt.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. 

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld, 

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Jesus bekräftigt, dass wir nicht viele Worte brauchen, um Verbindung zum Vater aufzunehmen. Er, Gott, weiß was wir brauchen, bevor wir ihn bitten. 

Die Verheißung über dem Beten ist genau die, dass ich mich als gesehenes und geliebtes Geschöpf vor Gott, meinem Schöpfer, erfahren kann. Er hat mir Leben geschenkt. Im Gebet erkenne ich, dass ich eine unverlierbare Würde habe. Neben dem, was mir für mein Leben wichtig erscheint, schenkt mir das Beten auch die Freiheit, die Bedürfnisse des anderen wahrzunehmen. 

Beten verbindet Menschen – deshalb tun wir es unter anderem auch zusammen im Gottesdienst. Die Kraft des Gebets, des Vaterunsers oder eigener Gebete, kann dabei jeder erfahren. Vom Beten ist niemand ausgeschlossen. Wir müssen es nicht lernen. Wir brauchen nur bereit und neugierig zu sein auf diese besondere Verbindung zu Gott. Im Tun entsteht dann Neues – die Erfahrung vom Gott, der mich hört und den ich hören kann.

Das wünsche ich Ihnen! 

Amen.

Lebensmittelverteilung, Kleiderkammer, Nachbarschaftshilfe

Jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag von 16-17 Uhr werden an der Neuen Brüderkirche Lebensmittel verteilt. Mehr dazu hier.

Außerdem wird Montag, Mittwoch und Freitag um 15-17 Uhr Brot verteilt.

Außerdem Kleiderkammer Mittwoch und Freitag 14-16 Uhr.

Bitte Mundschutz mitbringen!

Wir liefern auch aus! Wenn Sie selbst Lebensmittel brauchen, aber das das Haus nicht gerne verlassen wollen, weil Sie zu einer Risikogruppe gehören, bringen wir die Lebensmittel gerne zu Ihnen nach Hause. Melden Sie sich beim Team oder bei Pfarrer Nadolny, Tel. 0157-38704495.

Wir danken allen Unterstützern und Kooperationspartnern, d.h. allen Ehrenamtlichen, den verschiedenen Supermärkten und Bäckereien, Foodsharing Kassel und allen dort Aktiven, der Kirche St. Josef, dem Stadtteilzentrum Wesertor und den Gemeinwesenarbeitsprojekten (KUZ Schlachthof), die Masken und Kittel für uns genäht haben, weiteren Näherinnen und Nähern, und nicht zuletzt unseren Spendern, die alle gemeinsam diese Verteilung möglich machen!

Übrigens: Die Sozialberatung ist im Februar in der Wildemannsgasse 14 umgezogen und unter neuer Telefonnummer: 0561 / 70974-214 von Montag – Donnerstag in der Zeit von 10 – 12 Uhr telefonisch erreichbar.

Online-Kurzpredigt zum Sonntag Kantate

Liebe Gemeinde,

wie gerne würden wir heute zusammen sein und Gottesdienst feiern – und könnten es sogar. Allerdings gäbe es da auch einen Wehrmutstropfen: Am Sonntag Kantate geht es um das gemeinsame Singen – und das dürfen wir ja gerade nicht. Und zwar aus guten Gründen: Beim Singen atmen wir mehr, bewegen mehr Luft – darum geht es ja an Kantate, dass alles ins Schwingen kommt, dass wir atmen, leben, den Atem befreien, die Seele befreien (Atem, Leben und Seele sind im Hebräischen das selbe Wort, näfäsch).

Schade, dass das nicht geht. Und doch gut, erstmal zu verzichten.

Und da ist vieles, was aus guten Gründen nicht geht, aber doch gut wäre. Und anderes geht jetzt wieder. Denn auf die Dauer wird es schwierig: In den Familien mit kleinen Kindern wird es langsam anstrengend, und viele Betriebe haben keine Einnahmen. Das lässt sich nicht ewig durchhalten, da kommt der Staat auch mit Hilfen nicht hinterher. Jetzt wird wieder einiges geöffnet, aber wir wissen nicht, was dabei rauskommt. Wann kommt die nächste Welle?

Mich beschäftigen immer wieder die Widersprüchlichkeiten: In den Supermärkten drängeln sich die Leute zeitweise – aber wenn sich sechs Personen in der Aue mit Abstand treffen, gibt es eine Strafe. Das ist nicht wirklich logisch, entspricht aber den Bestimmungen. Natürlich geht es darum, sich jetzt einfach mal an die Bestimmungen zu halten. Und natürlich, die Widersprüchlichkeiten so gering wie möglich zu halten. Aber sie werden sich nie ganz vermeiden lassen.

Vor allem: Man kann es mit den Bestimmungen gar nicht ganz richtig machen! Auch die Politiker können das nicht, alles richtig machen! Zu früh öffnen führt zu mehr Todesfällen, zu wenig öffnen zu mehr Stress und wirtschaftlichem Zusammenbruch.

Mich erinnert das an einen Satz, den Martin Luther seinem Kollegen Melanchton schrieb, als der mit einigen Entscheidungen ziemlich überfordert war: „Sündige tapfer!“ Erstaunlich, dieser Ratschlag! Und das von einem Pfarrer! Aber natürlich macht er Sinn. Nur Mut! Du wirst nicht alles richtig machen, aber das ist auch nicht schlimm! Du wirst es tragen können, dass du Fehler machen wirst!

Unser Leben ist gar nicht möglich, ohne dass wir auch Fehler machen. Das ist eine sehr alte Erkenntnis – kleiner Exkurs: Indianer bitten die Tiere um Vergebung, bevor sie sie töten, um sie zu essen. Und das Wissen um die eigene Schuld ist auch der Kern vieler religiöser Rituale, z.B. der Opfer. Wir lehnen sie ab, aber durch die Lösung des Schlachtens aus dem religiösen Zusammenhang ist den Tieren kein Leid erspart worden, im Gegenteil. Die Israeliten schickten am Jom Kippur den Sündenbock in die Wüste, und auch im Abendmahl ist Schuld und Vergebung Thema. Wir wissen darum, dass wir Fehler machen und schuldige werden, und müssen irgendeinen Weg finden, damit umzugehen.

Martin Luther hatte im Kloster den Versuch gemacht, ohne Fehler zu leben – und war damit gescheitert wie schon Paulus als Pharisäer. Und so erkannte Martin Luther die Erkenntnis des Paulus als seine Rettung: In Christus sind wir gerechtfertigt! Wir brauchen nicht fehlerfrei zu leben, um von Gott anerkannt zu sein, und könnten es auch gar nicht.

Das ist etwas paradox. Aber gerade das brauchen wir in diesen Zeiten: Dass wir die Ambivalenzen aushalten können, die Ungereimtheiten und scheinbaren Widersprüche. Dass wir damit leben können, dass alles nicht so ist wie es sein sollte. Und dass wir auch vergeben können. Damit man sich nicht zerfleischt angesichts der schwieriger werdenden Situation.

Das wünsche ich uns allen, und insbesondere auch unseren Politikern. Ich finde, bisher ist es doch ganz gut gelungen. Und ich hoffe, dass es gelingen kann, was von Anfang an das Motto war: Zusammen durch die Krise! #Leavenoonebehind!

Amen.

Blumen an der Rampe

8. Mai 2020, das Kriegsende jährte sich zum 75. Mal: Blumen für die Opfer an relevanten Orten ablegen, das war die Idee einer Aktion, bei der sich auch Claudia Barth und Jenne Michaelis im Namen der Gemeinde beteiligten. Mehr Fotos finden sich hier auf der Seite der Aktion.

Predigt zu Jubilate, 3. Mai 2020

von Claudia Barth

I  Alles neu macht der Mai

In einer großen Wochenzeitung gibt es regelmäßig diese Vorher- Nachher-Bilder: Kinderbilder aus den 70gern oder 80gern mit den inzwischen „gereiften“ Geschwistern neu nachgestellt oder von besonderen Besuchen, Ereignissen, die nach Jahren und Jahrzehnten aktuell werden durch ein Foto am selben Ort. Und manchmal auch von Garten-erzeugnissen: zarte Pflänzchen, die sich in blühende Blumen verwandelten oder schwerbehangene fruchttragende Reben wurden.

Ganz präsent habe ich im Moment ein solches Vorher-Nachher -Bild bei meinen Fahrradtouren vor Augen: gefühlt letzte Woche war die Strecke noch leer und der Durchblick links und rechts mühelos und auch ein bisschen grau in grau. Aber jetzt ist plötzlich alles dicht und grün und erfüllt von Gesumme der Insekten und dem Gezwitscher der Vögel.

Ich bin erfüllt von dem Duft tausender Blüten und vom erdigen Geruch des Frühlingsregens. Mir geht das Herz auf über diese wunderbare Fülle der Schöpfung und ich stimme mit dem Sänger des Wochenpsalms 66 ein: „Jauchzet Gott, alle Lande! Lobsinget zur Ehre seines Namens; rühmet ihn herrlich! Sprecht zu Gott: Wie wunderbar sind deine Werke!“  Das passt wunderbar zu meinem Ostergefühl: zum Leben erwacht – ist die Natur, sind aber auch wir. Wir tauchen wieder auf. Langsam tauchen wir aus Schockstarre, Schrecken und Shutdown wieder auf. Und stellen vorsichtig und noch etwas verwundert fest: Ja, wir leben. Wir leben anders. Aber wir merken: das geht. Für manche ist es ein Gefühl von neu – geboren sein. Rausgebremst aus unserem schnellen und schnelllebigen Alltag tauchen wir auf unbekannten Ruheinseln auf. Und können wieder durchatmen, durchschlafen, durchhalten. Unsere Welt hat sich verändert. Ja, aber wir haben uns auch verändert.

II Alles neu – durch die Krise?

Eine Diagnose kennen wir alle. Auch eine Prognose. Zur aktuellen Schau und der Schau in die Zukunft gibt es auch noch die Rück-schau, die Re-gnose. Die Schau aus der Zukunft zurück ins Heute. Klingt verrückt. Aber was Zukunftsforscher wie Matthias Horx damit entdecken, ist erhellend. Versuchen Sie mal das gedankliche Experiment: z.b. vom Herbst 2020 zurück auf heute blicken. Ich sehe mich in einer Eisdiele sitzen und einigermaßen verwundert auf den April zurückschauen. Es war shutdown. Wir waren allein zu Hause oder auch allein im Büro – und doch gab es viele Kontakte. Viele mussten homeoffice machen – und fanden es gar nicht so schlecht. Inzwischen gibt es ein Recht auf Homeoffice. Es gab keine Businessflieger zwischen München und Berlin mehr – dafür plötzlich viele Videokonferenz-Expertinnen. Und im Herbst 2020 ist es selbstverständlich, mit dem Rad zur Arbeit zu fahren, weil die vorläufigen Radspuren gerade in permanente verändert werden. Und die Luft ist wegen immer noch geringerer CO2 und Co. – Belastung sogar in China besser. Verwundert stelle ich fest, dass ich lange keine Berichte über ausfällige oder gar gewalttätige Fußballfans gehört habe, mich im Gegenteil oft über solidarische Nachrichten freue: höhere Grundgehälter z.B. für Erzieherinnen sowie Schwestern und Pfleger aller Bereiche. Eine Regionalisierung des Handels hat eingesetzt, weil wir das Warentetris rund um die Welt zu teuer und schädlich finden. Viele Arbeitsplätze entstehen neu. Und eine neue Höflichkeit hat sich durchgesetzt – Nachbarschaftshilfe ist selbstverständlich geworden. Vieles, was im Herbst 2020 vor meinem Erinnerungsauge auftaucht, fühlt sich ziemlich gut an.

Tatsächlich hilft mir diese Gedankenschleife, die Unwägbarkeiten der derzeitigen Situation für mich in Schach zu halten. Und ich merke, dass ich selber die momentane Situation durchaus gestalten kann. Es ist vieles anders, aber – ich lebe wie vorher auch, mittendrin. Es fühlt sich noch fremd an, ungewohnt. Aber es ist Leben. Oder wie jemand treffend sagte: „Ein Leben mit Corona ist auch ein Leben!“

Glaubt man den Zukunftsforschern, ist das durchaus eine besondere Erfahrung. Die Zukunft ändert gerade ihre Richtung. Das erleben nicht alle Menschen. Eine Tiefenkrise, die alles verändert. Alles neu macht.

III  Alles neu durch Jesus

Vielleicht war es das, was Paulus damals erlebt hat? Da hatte sich für diesen Intellektuellen in der Begegnung mit Jesus plötzlich eine neue geistliche Welt aufgetan. Genauso unerwartet wie kurz vorher für die Fischer rund um den See Genezareth und einige andere. Eine Tiefenkrise ungeahnten Ausmaßes, – weil Paulus seinen Namen gehört hatte; eindeutig gerufen von dem gekreuzigten Rabbi Jesus. Das konnte sogar Paulus nicht sofort fassen. Er brauchte seine Zeit. Aber irgendwann schrieb er an die Gemeinde in Korinth:  

„Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“  2 Kor 5,17

Das Alte, das alte Leben, die Angst, auch die Überheblichkeit hatten dem Neuen Platz gemacht. Paulus war wie neu geboren. Verwundert stellt er fest, dass das Neue trägt: Ein Leben mit Jesus – das ist ewiges Leben. Weil der Tod schon besiegt ist, ist ein Leben ohne Angst möglich.

Und zwar mitten in Coronazeiten, mitten in der Tiefenkrise. Da können wir sagen:  wir sind nicht allein. Leben verändert sich, und wir mit ihm. Und spüren plötzlich: dieses Leben ist Gott. In mir.

„Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“  2 Kor 5,17

In Jesus haben wir eine neue Perspektive aufs Leben. Auf ein unverlierbares Leben in Gott. Alles ist neu geworden – und trägt mich. Das ist mein Nachher – Bild. Und deshalb singe ich mit dem Psalmbeter:

„Jauchzet Gott, alle Lande! Lobsinget zur Ehre seines Namens; rühmet ihn herrlich! Sprecht zu Gott: Wie wunderbar sind deine Werke!“ 

Amen.

Zum Weiterlesen:

www.horx.com und www.zukunftsinstitut.de.